Der Freistädter Hellerfund


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Als im Jahre 1909 die Freistädter Pfarrkirche (in Ostschlesien) im Innern restauriert wurde fanden die dabei beschäftigten Maurer in der unter dem Chor sich befindenden Mauer gleich beim Eingang in die Kirche auf der Evangelienseite, einen Meter oberhalb der letzten Bank in einer Aushöhlung ein Säckchen aus grober Leinwand, in dem sich eine große Anzahl von Münzen befand. Dem Pfarradministrator Ludwig Knips gelang es von dem Funde 329 Heller zu retten, die er dem „Muzeum slaskie“ in Teschen-Bobrek zum Geschenke machte. Seiner Ansicht nach war der Fund viel reichlicher, aber die Maurer behielten einen großen Teil desselben, in der Meinung einen Schatz gefunden zu haben, für sich. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß darunter größere Gold- und Silbermünzen waren, welche aber vor allen der Begehrlichkeit zum Opfer fielen.

Es muß konstatiert werden, daß fast alle Hellerstücke gut erhalten sind, so daß alle ohne Ausnahme mit Leichtigkeit bestimmt werden konnten. Herr Geheimrat Friedensburg in Breslau hatte die Gefälligkeit, die weniger bekannten Exemplare zu bestimmen und die schon bestimmten einer fachmännischen Durchsicht zu unterziehen, wofür ich ihm an dieser Stelle den besten Dank ausspreche. Nach Ansicht des Herrn Geheimrates Friedensburg „ist der Freistädter Hellerfund münz-geschichtlich insofern interessant, als er wiederum das Eindringen des österreichischen Geldes (Wiener Pfennig) in Schlesien belgt.“

Die sämtlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammenden Heller verteilen sich ihrem Ursprunge nach, folgendermaßen:

1. Teschen, Wenzel Adam, Heller Friedensb.u.Seger [siehe 1)] 2947 15 Stück
2. Teschen, Wenzel Adam einseitiger Heller 1 Stück
3. Breslauer Heller          6 Stück
4. Breslau, Königliche Münzstätte, Wladislaus II, Heller, Fiala—Doneb. [siehe 2)]  968                   33 Stück
5. Breslau, Königliche Münzstätte, Heller mit «S», F. u. S. 21    13 Stück
6. Breslau, Königliche Münzstätte, Ludwig II. Heller Friedensb. 578         3 Stück
7. Breslau, Ferdinand 1             77 Stück
8. Glatz, Heller um 1450, F. 786 3 Stück
9. Glatz, Graf Ulrich v. Hardeck, F. 796            2 Stück
10. Görlitz, Heller, Fiala—Doneb. 929                  32 Stück
11. Böhmen, Ludwig II. Kuttenberger Heller, Fiala—Doneb. 1001—1003                                             75 Stück
12. Böhmen, Ludwig II. Heller (gleichzeitige Fälschung)        1 Stück
13. Böhmen,  Wladislaus II. Kuttenberger Heller, Fiala—Doneb 962—964         17 Stück
14. Böhmen,  Wladislaus II. , Heller                               1 Stück
15. Böhmen,  Kuttenberger Hussitenpfennig Fiala—Doneb. 914                      3 Stück
16. Ungarn, Ludwig II. Heller 1520                           1 Stück
17. Oberösterreich, Wiener Pfennig um 1534                             3 Stück
18. Steiermark, Wiener Pfennig um 1530                 4 Stück
19. Kärnten, Wiener Pfennig          1 Stück
20. Salzburg, Matthäus Lang, Heller                     2 Stück
21. Salzburg, Ernst v. Bayern, Heller                    1 Stück
22.Passau, Ernst v. Bayern, Heller                              1 Stück
23. Polen                                      2 Stück
24. Danzig u. Elbing, 1552 u. 1555 6 Stück
25. Brandenburg—Preußen, Albrecht, Heller um 1558          3 Stück
26. Brandenburg—Preußen Joachim II. Berliner Heller    1 Stück
27. Leuchtenberg, Heller     1 Stück
28. Kursachsen, Heller um 1542             12 Stück
29. Oettingen, Heller                            1 Stück          
30. Schwarzburg, Heller                                     2 Stück
31. Reichsmünze zu Nördlingen, Graf von Königstein, 1531       5 Stück
32. Burggraf von Nürnberg, Heller                                           1 Stück

Fußnoten
1) Friedensburg u. H Seger:  Schlesien Münzen und Medaillen der neueren Zeit. Mit 50 Tafeln. Breslau 1901
2)  Fiala. Beschreibung der Samnlung böhm. Münzen und Medaillen des Max Donebauer. 2 Bde. Prag 1888.

Zum Freistädter Hellerfund.

Aus diesem Fund gelangten als Geschenk Sr. Hochwürden des Herrn Prof. Londzin, 41 Stück Heller an das Schlesische Landesmuseum (Kaiser Franz Josef Museum), woselbst sie als willkommene Bereicherung der Kleinmünzen des 15. und 16. Jahrhunderts, als geschlossene schlesische Fundkollektion den Beständen angereiht wurden. Es sind vornehmlich schlesische und böhmische Gepräge, aus einem Zeitraum, der über 100 Jahre umfaßt, die ältesten von etwa 1430, die jüngsten von 1558.

Sie verteilen sich wie folgt: 3 Stück Teschner Wenzelheller (aus Nr. 1), 13 Breslauer (Nr. 4, 5, 6, 7), 2 Glatzer (8 u. 9), 1 Görlitzer (10), 9 Kuttenberger (11—13, 15), 2 Wiener Pfennige (17, 18), 3 Kursachsen (28), 1 Brandenburger (25), 2 Danzig-Elbing (24), 2 Nördlingen (31). Ferner gelang es noch 1 Stück als Liegnitzer Petersheller (Friedensburg 588) und 2 als Ölser Heller (Fr. 672 Var.) zu identifizieren. Auch gestattete Herr Prof. Llondzin eine genauere Besichtigung des einseitigen Teschner Hellers, des einzigen bisher bekannt gewordenen Exemplars. Derselbe zeigt im Münzbild den gekrönten Teschner Adler, etwas abweichend von Fried. und Seger 2947, hat 11 mm im Durchmesser und ist 03 gr. schwer. Seinem Stil nach dürfte er etwas älter als die Heller vom Typus 2947 sein. Aus den jüngsten Stücken des Fundes muß auch gefolgert werden, daß die doppelseitigen Heller (2947) doch eher in die Mitte des 16. Jahrh. gehören und nicht in dessen Ende, wie es Friedensburg in der «Neuem Münzgeschichte» 8. 196 Anm. 2 annimmt. Der Fund durfte aus einer Sammelbüchse herrühren, wie die Menge der älteren Stücke der «ungangbaren Münze‘ beweist und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Vermauert worden sein. Somit gewinnt der Freistädter Hellerfund, dem sich nur aus Preuß.-Schlesien mehrere ähnlich zusammengesetzte an die Seite stellen (Grünberg, Wilschkowitz, Nassiedel), neben dem von Friedensburg betonten geldgeschichtlichen Interesse für uns und die schlesische Münzgeschichte noch erhöhte Bedeutung.

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