Der schlesische Landwirtschaftsverein


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Ein hervorragendes Verdienst um die Hebung der Landwirtschaft in Schlesien hat sich der österr.-schlesische Landwirtschaftsverein mit dem Sitze in Troppau erworben. Der Verein wurde am 12. September 1862 gegründet, am 19. Jänner 1863 erfolgte die Genehmigung der Statuten und am 28. November desselben Jahres fand die Konstituierung statt, wobei der um die Gründung des Vereines verdienstvolle Graf Theodor von Falkenhayn, Besitzer von Kiowitz, zum Präsidenten gewählt wurde, der bis zum Jahre 1886 diese Vertrauensstelle bekleidete. Unter seinem Präsidium wurde 1870 eine durchgreifende Statutenänderung und die Änderung des Titels in „Österr.-schles. Land- und Forstwirtschafts-Gesellschaft“ vorgenommen. Krankheitshalber legte er das Präsidium nieder. An seine Stelle kam Graf Heinrich Larisch-Mönnich. Graf Falkenhayn, der nach seinem Rücktritte zum Ehrenpräsident ernannt worden war, starb am 24. April 1887. 1898 wurde der bisherige Präsident Graf Heinrich Larisch-Mönnich Landeshauptmann von Schlesien, an dessen Stelle als Präsident der Gesellschaft Graf Camillo Razumowsky kam, während Graf H. Larisch zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Die auf Graf Razumowsky folgenden Präsidenten sind: von 1903-1904 Ernst Freiherr v. Sedlnitzky, von 1904-1912 Robert Bayer v. Bayersburg und vom 1. Dezember 1912 an Dr. Hans Graf Larisch.

Dieser suchte durch Ausstellung von landwirtschaftlichen Geräten und Hilfsmaschinen, von Feld- und Gartenfrüchten, durch Viehausstellungen mit Prämüerungen, durch Abhaltung von Vorträgen und Herausgabe landwirtschaftlicher Schriften (Landwirtschaftliche Zeitung) das Interesse und den Gemeinsinn bei den- Landwirten zu wecken und dieselben zur Gründung von landwirtschaftlichen H Ortsvereinen und Kasinos, von Drainagegenossenschaften, Raifeisenkasse s usw. zu veranlassen. Der genannte Verein war auch bemüht, die durch chemische Forschungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft herbei geführte Neuerungen und Bodenverbesserungen den Landwirten durch Abhaltung von populären Vorträgen verständlich und zugänglich zu machen. Besondere Aufmerksamkeit richtete man auf eine zweckmäßige, zielbewußte Düngung, machte auf die neuen mineralischen Düngstoffe aufmerksam und empfahl dieselben zu probeweiser Einführung.

Jede Pflanze bedarf zu ihrem Aufbau (Wachstum) gewisse Pflanzennahrungsstoffe, die im Boden und in der Luft enthalten sein müssen, wenn die Pflanze gedeihen soll. Diese Stoffe werden dem Boden durch den Anbau von Kulturpflanzen entzogen und müssen wieder ersetzt werden. In früheren Zeiten geschah dies durch die Brache und durch die Düngung mit tierischem Mist. Heute, wo die Landwirtschaft sich zu einer Wissenschaft emporgerungen hat, weiß man, daß alle Pflanzen dieselben Nahrungsmittel bedürfen, aber in ungleichen Mengen oder in ungleichen Zeiten und daß die zur vollständigen Entwicklung

einer Pflanze nötigen Nahrungsstoffe in einer gegebenen Zeit zusammenwirken müssen, wenn die höchsten Erträgnisse erzielt werden sollen. Aus der Atmosphäre (Luft) nehmen die Pflanzen eine bestimmte Menge Stickstoff und den weitaus größeren Teil des Kohlenstoffes in dem Zustande als Kohlensäure auf und geben Sauerstoff ab. Der Humus ist an und für sich keine direkte Pflanzennahrung, sondern nur als eine andauernde Quelle von Kohlensäure zu betrachten, die indirekt zur Lösung der im Boden vorhandenen mineralischen Nährstoffe wesentlich beiträgt. Es sind dies vornehmlich chemische Verbindungen von Ammonium (Ammoniaksalze), Kalium (Kalisalze), Natrium (Natronsalze), phosphorsaure Salze (Phosphate) und Magnesium (Magnesit d. i. kohlensaures Magnesium), ohne welche Stoffe die Pflanzen nie zur völligen Entwicklung kommen können. Sind diese mineralischen Stoffe dem Boden durch den Anbau und die Ernten entzogen, so ist es Aufgabe einer rationellen Bewirtschaftung, dieselben dem Acker durch die Düngung wieder zuzuführen. Selbstverständlich muß die mechanische Bearbeitung des Bodens mit der Düngung Hand in Hand gehen, sich gewissermaßen gegenseitig ergänzen, wenn die Lösung der mineralischen

Pflanzennahrungsstoffe durch die Kohlensäure und das Wasser sich günstig vollziehen soll.

Man unterscheidet im landwirtschaftlichen Betriebe natürliche und künstliche Düngung. Die Grenze zwischen beiden ist schwer zu ziehen.

Gewöhnlich versteht man unter der ersteren die Verwendung der in der Wirtschaft selbst erzeugbaren Düngstoffe, unter der letzteren die Düngung mit nicht im landwirtschaftlichen Betriebe entstandenen, sondern von Außen bezogenen, käuflichen Düngemitteln. Auch unterscheidet man festen und flüssigen, mineralischen und organischen Dünger; der Letztere wieder ist entweder pflanzlichen oder tierischen Ursprungs oder aber entstammt beiden zugleich wie der Stallmist, der als Normaldüng er gilt, weil er sämtliche Nährstoffe enthält und den Pflanzen in einer für die Assimilation höchst geeigneten Form darbietet.

In der Jägerndorfer Gegend kommen hauptsächlich folgende Düngmittel zur Anwendung

1. Die Exkremente der Haussäugetiere (Stallmist und Jauche),
2. die Exkremente des Menschen,
3. die Exkremente des Hausgeflügels,
4. der abgelagerte Vogelmist auf den Chincha-Inseln und der peruanischen Küste (Guano),
5. der Kompost (Mischdünger),
6. die phosphorsäurereichen mineralischen Düngstoffe:
a) Superphosphat, b) Thomasschlacke,
7. die reichlich stickstoffhaltigen Ammoniaksalze: Ammoniumsulphat und Chilisalpeter (salpetersaures Natron)
8. der an Kali-Natrium und Magnesium reiche Kainit,
9. Abfälle technischer Gewerbe und solche tierischen Ursprungs (Baumwoll-, Flachs- und Hanfabfälle, Hornspäne, Knochenmehl usw.)
10. die indirekt wirkenden Düngmittel Gips und Kalk.

Die mineralischen Düngstoffe kommen teils in der Natur vor, teils werden sie in Fabriken auf chemischem Wege erzeugt. Der Chilisalpeter ist ein natürliches, salpetersaures Natronsalz, das in den Küstenstrichen Perus auf der Grenze von Bolivia und Chile unmittelbar auf der Oberfläche liegend vorkommt. Das Salz, so wie es im Handel vorkommt, ist eine fast weiße, schwach bräunlich gefärbte, aus Kristallkörnern bestehende feuchte Masse, welche 94 bis 96 %, reines salpetersaures Natron enthält und außerdem noch kleine Mengen von Kochsalz und Jodverbindungen.

Kainit ist ein 1868 von Zincken entdecktes, im Abraumsalz des Steinsalzlagers zu Staßfurt und Leopoldshall und zu Kalusz in Galizien massenhaft sich findendes, dem monoklinen Kristallsystem angehöriges Mineral. Es wird in chemischen Fabriken auf schwefelsaures und kohlensaures Kali und auf Düngerfabrikate verarbeitet. Der in unserem Gebiete als Dünger in Verwendung kommende Kainit wird aus Staßfurt bezogen und hat folgende chemische Zusammensetzung:

42 ,4% Chlornatrium, 9 ,2% C hlorkalium, 16,3% schwe f elsaures Kali, 10 ,3% Chlormagnesium, 11,3% schwe f elsaures Magnesium, 7 ,3% Wasser und 3.3 % andere Stoffe.

Die Thomasschlacke ist ein Nebenprodukt, das bei der Erzeugung des Bessemerstahls aus phosphorsauren Gisenerzen nach dem Verfahren des Ingenieurs Thomas seit 1879 erzeugt wird. Diese Schlarke enthält viel einbasisches Ealeiumphosphat d. i. phosphorsauren Kalk und kommt gemahlen unter dem Namen Thomasmehl als vorzügliches Düngmittel beim Garten- wie Feldbau zur Anwendung.

In Betreff der Bodenbeschaffenheit ist zu beachten, daß unser Bezirk der Grauwackenformation angehört. Der Höhenlehm, sowie die unter ihm liegende Grauwacke, saugen die Regenmengen nur sehr mäßig auf, sondern lassen sie vielmehr auf der Oberfläche verdunsten, oder in rasch sich sammelnden Bächen abfließen die dann in der regenarmen Zeit bedenklich wasserleer sind. Dies ist auch mit Ursache der geringen Fruchtbarkeit unserer Gebirgsgegenden. Der Höhenlehm: mit seiner nur wenig tiefen Humusschichte hat bei allem aufgewendeten Fleiße und rationeller Bewirtschaftung stets nur einen verhältnismäßig minderen: Fruchtertrag abgeworfen, was Kleingrundbesitzern im Gebirge vielfach Anlaß gab, ihre hochgelegenen, mit Höhenlehm bedeckten Grundstücke an die Herrschaften zur Anpflanzung von Wald zu veräußern, da dieser Boden erfahrungsgemäß sich für Waldkulturen ungleich besser eignet, als zum Anbau von Körnerfrüchten und Futterkräutern. Auf diese Weise sind in den letzten Jahren in dem Gebiete des politischen Bezirkes Jägerndorf dem Ackerboden ein Areale von beinahe 1000 Hektaren entzogen worden, was einen merklichen Rückgang in der Viehzucht mit zur Folge hatte.

Günstigere Bodenverhältnisse haben die tiefer gelegenen Gegenden unseres Bezirkes, insbesondere die Talweitungen der Oppa. Hier finden wir als Humusunterlage Lehm, Letten sowie Schotter- und Sandlager. Sand und Lehm sind Absätze der diluvialen See, die zur Eiszeit (Glazialzeit) auch unser Gebirge bis 340 m heutiger Seehöhe bespülte und hier in unsern Flußtälern, sanften Bergabhängen und Hügellehnen, sowie muldenförmigen Vertiefungen niederer Hochflächen, den Lehm absetzte. Letzterer ist ein durch feinen Quarzsand, Glimmer und Eisenoxydhydrat verunreinigter Ton mit Spuren von organischen Substanzen und Chlor, Schwefelsäure, Kali, Natron und Wasser. Das Eisenoxydhydrat gibt dem Lehm die gelbe Farbe. Oft ist der Sand so vorherrschend, daß die einzelnen Körnchen nur von gelbem Ton umlegt, lose nebeneinander lagern wie in den Sandgruben unter dem Burgberge bei Jägerndorf. Der Letten ist ein älterer, mit Sand und andern Beimengungen verunreinigter Ton, der durch Verwitterung von Tonschiefern entstanden ist. Er ist fettiger anzufühlen, feineren Gefüges und hängt inniger in sich zusammen als der Lehm. Besitzt der Lehm einen Gehalt von kohlensauren Kalken, so nennt man ihn Löß. Man glaubte früher im Oppatale auch Lößablagerungen entdeckt zu haben, spätere Untersuchungen des Bodens aber haben ergeben, daß das, was man hierzulande als Löß bezeichnete nur ungeschichteter, stark sandiger, infolge dessen auch lockerer, lößartiger Grundmoränenlehm mit spärlichem Quarzgerölle ist, der auch die Neigung wie der Löß besitzt, in senkrechten Wänden abzustürzen, dem aber der Gehalt von kohlensauren Kalken abgeht und die Einschlüsse

von Mergelkonkretionen (Lößmännchen), sowie andere Merkmale fehlen. Als Grundstücke mit Lößunterlage galten die Felder nördlich der Weidenmühle bei Jägerndorf, die Lobensteiner Grenzäcker gegen Braunsdorf und jene des daran grenzenden Benischofski-Riedes in Braunsdorf selbst. Der Lettenboden wird allenthalben in unseren Oppatälern, ja selbst auf höheren Bergen wie in Friedersdorf, vorgefunden und ist die Ursache nasser Acker und sumpfiger Wiesen. Er begünstigt die Bildung von Mooren und seinem Vorhandensein ist die Entstehung der sumpfigen Czerny- und Kuhwiesen, sowie der shöher liegenden Mokkina auf Braunsdorfer Territorium zuzuschreiben Die nassen Acker um die Mokkina wurden zu Ende der 1880er Jahre drainiert.

Von hier aus hat diese Lettenablagerung seine Fortsetzung auf Aubler Gebiet in der Richtung gegen Jagdhase, wird hier aber mit einem sandigen, durchlässigeren Lehmboden bedeckt und geht schließlich in diesen selbst über. Eine weitere, größere Lettenablagerung befindet sich auf Jägerndorf-Krotendorfer Gebiet. Diese beginnt 380 m hoch mit der sogenannten Tonheide (der Letten der Tonheide wurde früher als Töpferton verarbeitet. Seit 1878 ist

die Fläche bewaldet) am Abhange des Burgberges und streicht von hier aus durch sämtliche Mittelfelder Krotendorfs in der Richtung gegen Güntersdorf. Die Felder sind durch Drainierung teilweise erst in der jüngsten Zeit entwässert und zu größerer Fruchtbarkeit gebracht worden. Eigenartig und sonst im Bezirke nirgends vorkommend ist die Ablagerung einer Kiessand-Moräne, gemengt mit abgeschliffenen, größeren Kieskonglomeraten aus Krotendorfer Gebiet, die sich unterhalb der Lettenschichte entlang des Dorfes in nordöstlicher Richtung von der Bennischer Straße über den sogenannten Kühnergrund hinweg bis unterhalb der Tonheide erstreckt. Diese Ablagerungsschichte ist der Fruchtbarkeit des Bodens zufolge ihrer größeren Wasserdurchlüssigkeit weniger abträglich als die oberhalb derselben liegende Lettenschichte; daher diese Felder auch ertragreicher sind als die aus Letten liegenden Mittelfelder. Die besten Felder besitzt Krotendorf jedoch in den von der Bennischer Straße an gegen Weiskirch in das Oppatal hin abfallenden Feldern mit überwiegend Lehm-, teilweise auch Sand- und Flußschotterunterlage.

 

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