Die Liechtensteinsche Inquisition in den Herzogtümern Troppau und Jägerndorf aus Anlaß der Mansfeldschen Rebellion 1626-1627

6. Das Troppauer Inquisitionsprotokoll.

Dieser Artikel schildert die Hintergründe der Inquisition in Troppau - aus genealogischer Sicht ist interessant, dass mehr als 1500 Personen in den Protokollen erwähnt werden, oft mit Herkunft und Beruf. Da die Kirchenbücher in manchen Orten oft nur mehr wenig Auskunft geben können, handelt es sich bei den vollständig erhaltengebliebenen Inquisitionsprotokollen um Quellen von besonders großem Wert.

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6. Das Troppauer Inquisitionsprotokoll.

Der Titel lautet:

«Protocolluni judiciale attestationum bei fürstlicher Liechtensteinischer Troppauischer Inquisitions-Commission in puncto des Anno 1626 vorgegangenen Einfalls und deswegen entstandenen Rebellion. Angefangen den 10. Augusti des 1629 Jahres.

Am 10. August 1629 um 7 Uhr morgens fand im fürstlichen Schlosse zu Jägerndorf eine Präliminarsitzung der Kommission statt, wobei die Beeidigung des derselben zugeteilten lngrossisten Martin Diener aus Mergental in Franken vorgenommen wurde. Vor diesem Akte hatte der fürstliche Rat Tobias Fleck die Erklärung abgegeben: «daß die Installation dieses Ingrossisten Seiner Gnaden dem fürstlichen Herrn Statthalter und Principal-Comissario [65] zu keinem praejudicio angesehen sei, weil nicht allein wegen Ausfertigung der Patente summum periculum in mora, sondern mit gedachtes Ingrossisten albereit verspürten Qualitäten auch also bewandt, daß es keiner anderen und ferneren Prob von nöten».

Den 12. August versammelten sich die Kommissäre im Schlosse des Vorsitzenden zu Deutsch-Neukirch, um über die Publizierung der Patente und Feststellung der Termine definitive Beschlüsse zu fassen.

Den 19. August abends trafen die Kommissäre in Troppau ein und am 20. um 9 Uhr erschienen sie auf dem Rathause, wo gemäß den im Lande herumgeschickten und in der Stadt angeschlagenen Patenten die Landsassen und die Gemeinde Troppau samt dem Rat sich versammelt hatten. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden Bernhard von Wrbna erklärte Tob. Fleck den Zweck der Kommission, rügte aber zugleich, daß die Landsassen zuvor eine Beratung auf dem Landhause gepflogen hatten. Die Landsassen erwiderten, sie seien auf dem Landhause gewesen, um sich wegen des von Herrn Wenzel von Oppersdorf und Herrn Karl Danwitz überschichten Schreibens, das ihre Reiseunkosten nach Ravensburg [66] betrifft, zu beraten und hierauf zu antworten. Sie seien, da es im Fürstentumjetzt keinen Landeshauptmann gäbe, unaufgefordert, einzeln, dortselbst erschienen und hätten sich von dort insgesamt auf das Rathaus begeben. Die Landsassen begehrten auch, weil kaum die Hälfte derselben anwesend sei, man solle die Abwesenden durch ein Patent hereinzitieren, damit sie sich untereinander beraten und auf geschehene Proposition Antwort geben könnten. Die Kommission erklärt hierauf, eine weitere Zitation sei unnötig; die Anwesenden hätten nur für ihre Person Erklärungen abzugeben. Die Übrigen würden ihr Nichterscheinen zu rechtfertigen haben. Nachdem die Landsassen abgetreten waren, trat Adam Wenzel Halczniowsky vor, mit der Erklärung: «Demnach Ihrer kais. Maj. und Ihrer fürstl. Gnaden er je und alle Zeit treu und in den wirklichen Kriegsdiensten gewest, daß er sich dieser absonderlichen Zusammenkunft keineswegs teilhaftig machen und von demselbigen, was sie zuvor auf dem Landhause geschlossen, oder noch Unverantwortliches vornehmen, gar nichts wissen wolle». Nachdem die Landsassen wieder vorgetreten, ließen sie durch ihren «Prokurator» Hynek von Fragstein vermelden: Sie akzeptierten zwar die Kommission, könnten aber eines Teils H. Bernhard von Würben und Herrn Pflegers zu Plumenau M. S. Freier keineswegs willigen, weil bei dem Mansfeldischen Einfall einer das Kommando über die Landstände und der andere über die Stadt, dann auch die Torschliissel bei sich gehabt Diese Einwendung wiesen die Kommissäre zurück mit dem Bedeuten, den Ständen stehe es frei, sich deswegen mündlich oder schriftlich an den Fürsten zu wenden. Für jetzt hätten sie sich zu fügen. Hierauf gestattete man den Landsassen wieder abzutreten und trug ihnen auf, eine schriftliche Konsignation derjenigen, welche mit der Ablehnung der beiden Kommissäre einverstanden sind, abzugeben. Da traten zuerst Adam Wenzel Podstatzky und David Sebastian Moschowsky vor, welche jetzt erst direkt vom Hause gekommen waren und meldeten, sie seien mit den fürstlichen Kommissären gar wohl zufrieden. Die Gesamtheit der Landsassen gab dann durch Herrn Bartholomäus von Krawarz die Erklärung ab, sie hätten nicht so viel wider Herrn von Würben als wider den Pfleger von Plumenau zu reden, weil er damals, als der Feind angekommen, die Torschlüssel gehabt und in diesem Fall parteiisch wäre. Der Pfleger protestierte, «daß er solche lnjurien bei S. f. Gn. gebührlich eifern wolle». Tobias Fleck wies nochmals auch diese Einwendung zurück mit der Aufforderung an die Landsassen, sich dem fürstl. Willen zu akkomodieren. Während die Landsassen abtraten, um sich weiter zu beraten, trennten sich von ihnen schon einzelne und erklärten, der Kommission parieren zu wollen, so Christof Odersky, Georg Zetrys, Georg Gotsch, Hans Semoradsky, Herr Hynek v. Krawarz Bernhard Lichnowsky, ferner der Hauptmann der Herrschaft Loslau anstatt seines Herrn H. Gabriel Plawetzky und Friedrich Gusnar, Pfleger des Klosters St. Klara, so daß nach solcher Sezession den übrigen Landsassen nichts übrig blieb, als durch Hans Prama dieselbe Erklärung des Gehorsams abzugeben. Schließlich stellte sich zu den Gehorsamen auch Adam Morawitzky, welcher zuvor während des Vortrags des Komniissärs Fleck «den Hut aufgesetzt mit Hin- und Wiederspazieren in der Ratstuben allerhand widerwärtige trotzige Geberden von sich geben».

Zum Schluß entschuldigte Hans Prama das Nichterscheinen seines Bruders Wilhelm mit einer dringlichen Reise ins Fürstentum Oppeln und Frau Bohunka Haugwitzin auf Bladen läßt durch ihren Abgeordneten Siegmund Vodislavsky anzeigen, daß sie der Kommission parieren wolle.

Zu allerletzt wurde die Kommission durch den Troppauer Rat im Namen des Gerichts, der Zünfte und Gemeinde begrüßt.

Denselben 20. August nachmittags gab man den Landsassen auf ihr Begehren eine schriftliche Assignation der Termine, wann ein jeder verhört werden soll, heraus. Bevor dieselben vorgetreten waren, protestierte Herr Bernhard von Wrbna wegen der ihm vormittags angetanen lnjurien; er wolle sich deswegen die Klage gegen jeden der Anwesenden vorbehalten. Nachdem die Stände erschienen, teilte ihnen Tobias Fleck diesen Protest nachdrücklich mit; sie nahmen denselben schweigend entgegen.

A. Für die Landschaft.

Articuli inquisitionales - vor die Landstände und Burgerschaft zu Troppau - mutatis mutandis.
1. Ob Zeuge in der Stadt N., Flecken N., Schloß N. gewesen, wie der Feind ankommen?
2. Wer Ursach daran, daß der Feind eingelassen worden?
3. Wer die Torschlüssel gehabt?
4. Wer dem Feind Tür und Tor geöffnet und ihn eingelassen?
5. Wer selbiger Zeit unter dem Tor Wache gehalten?
6. Was für tandsassen ihm bis unter das Tor entgegengangen?
7. Wer im Rat- oder Landhause erschienen, da sie Weimar hineingefordert, item zum Pelikan?
8. Was Weimar proponiert und wieviel Punkten?
9. Ob die Landsassen dem Weimar einen Handschlag getan und gehuldigt?
10. Salva guardia, wem sie erteilet worden?
1. Wer dem Feind contribuirt?
12. Wer dem Feind gedient?
13. Wer beim Feind öfters aus- und eingangen und mit ihm gegessen und getrunken?
14. Wer mit dem Feind auf die Anschläge gezogen?
15. Wer auf dem Lande hat plündern und rauben helfen?
16. Wer geraten, daß man das kaiserliche Volk anfangs nicht einnehmen soll?
17. Wer sich auf der Mauer oder sonsten mit Musketen wider die Kaiserlichen gebrauchen lassen?
18. Wer die Principal-Münzer gewesen zu Grätz?
19. Wer die Wechsler gewesen?
20. Bei wem die Münze ihr Losament gehabt?
21. Wer Pagament und materialia geliefert?
22. Welche Landsassen ihre Untertanen zum Schanzen geschickt?
23. Wer die Getreuen aus den Landsassen und Bürgern angeben?
24. Ob nicht die Bürgerschaft in Fähnlein geteilt und nebenst des Feindes Soldaten auf die Wache gezogen und wer darüber Befehlichshaber gewesen?
25. Wem die Steuereinnehmer das Steuergeld geben?

 

 

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