Schild - Wappenkunde Heraldik Schilde


Wappen Heradlik Wappenbuch

Der Schild ist ein wesentlicher Bestandteil eines Wappens, in ältester Zeit tritt der Schild allein vor allen anderen Wappenbestandteilen auf. Schon in frühen Abbildungen der freien und edeln Männern waren immer auch ihre Schilde zu sehen. Auch auf Abbildungen von Königsfamilien sieht man oft den Schild, getragen vom Schildträger. In der alten Handschrift der Leges Longobardorum im Kloster St. Trinita de la Cava im Fürstentum Salerno steht recht, unmittelbar neben dem König (Tachis Rex, Mitte des VIII. Jahrhunderts) der Schwertträger (Spadarius) mit einen kleinen Runden Schuld (parmula), während in der selben Handschrift der Longobarden Lönig Loduicus den Scepter in der Rechten, seinen großen Heerschild dagegen am linken Arm hat. So erzählt uns auch Saint Fox vom Begräbnis Karls des Großen zu Aachen unter Anderem: daß man seinen Schild vor ihm an die Mauer hing, bevor man die Gruft verschloss und versiegelte. Daß in der frühesten Periode und bis zum Anfang des XIII. Jahrhunderts alle Abbildungen auf Grabsteinen, Siegeln und Miniaturen usw uns ausschließlich Schilde als ritterliches Attribut weisen, liegt daran dass in dieser Zeit kein heraldischer Helm existierte. So ist z.B. auf dem Grabstein des Grafen Ernst von Gleichen (gestorben 1264) im Dom zu Erfurt, dieser zwischen zwei Frauen mit Schwert und Schild allein in seiner Haustracht abgebildet. Gleiches findet man im Fall des Grabsteines von Berthold von Henneberg, Prior des Johanitterordens (gestorben 1330), wo dieser neben dem Schwert und seinem Wappenschild, in Haustracht ohne Kopfbedeckung abgebildet ist. Die Form des Schildes an sich hat keine Bedeutung, sie gibt aber hin und wieder Aufschluss über die Entstehungszeit des Wappens, da sich die Schildform mit der jeweiligen Mode geändert hat. Die Wurzeln des heraldischen Schildes liegen im christlichen Mittelalter, obzwar es auch schon früher bemalte Schilde gab.

Wappenbuch SchildTafel I

Die auf Tafel I (1) und Tafel II (1) abgebildeten Schilde findet man im Mosaikbild der Kirche St. Vitale in Ravenna, wo der Kaiser Justitianus (gestorben 565) mit seinem Gefolge dargestellt ist - der Schild wird von der kaiserlichen Leibwache getragen. Der Schild Tafel II (2) ist vermutlich der Schild des Kaisers selbst. Der Schild 5 ist ein römischer Schild. Die weiteren Schilde der Tafel 1 werden wie folgt datiert - 4- IX. Jahrhundert, 3 - XI. Jahrhundert, 6 - Jahr 877, 5 ebenfalls Jahr 877

Tafel II

Die Schilde Tafel I (5,6) kommen auf einer Abbildung Karls des Kahlen (gestorben 877) vor, der Schild 5 ähnelt einem gallischen Schild. Die Schilde Tafel I (2,4) stammen aus dem IX Jahrhundert und gehörten Langobardenkönigen - sie sind in der vorher erwähnten Handschrift leges Longobardum zu finden. Die Schilde 2 und 4 auf Tafel II sind aus dem X. Jahrhundert, und in einem Psalterium auf der ehemals königlichen Bibliothek in Stuttgard befindelich. Die Spitze auf dem Schild 2 nennt man Nabel. Schild 3 auf Tafel II hat ebenfalls römisches Gepräge, man findet ähnliche Schilde auf einer Abbildung Kaiser Otto III. (gestorben 1002) in dem sehr reichhaltigen Evangelienbuche des Mönchs Liutharius - dieser Pergamentscodex wurde vom besagten Kaiser dem Dome zu Aachen geschenkt. Schild 3 und 4 auf Tafel II sind eiserne Schilde auch aus dieser Periode. Die weiteren Schilde der Tafel II sind wie folgt datiert 2 - X. Jahrhundert, 3 - Jahr 1002, 4 - X Jahrhundert, 5 - XI Jahrhundert, 6 - XI Jahrhundert. Der Schild 6 - Tafel II ist der Schild des Rolands - man findet ihn im Dom zu Verona.

Vom heraldischen Grundsatz"Farbe nicht auf Farbe", "Metall nicht auf Metall" findet sich in der Bemalung der Schilde dieser Zeit (bis zum XI. Jahrhunder) noch nichts.

Die Schilde des XI. Jahrhunderts bilden noch Übergangsformen - d.h. sie haben zwar die neue längliche Dreiecksform, behalten aber den antiken Nabel bei (Tafel II-5) das Bild stammt aus einem Fragment einer Pergamentmalerei aus dieser Zeit. Die Schilde hatten eine sogenannte Schildfessel (Riemen zum umhängen) und man konnte die Schilde sowohl gegen Vorwärts als auch gegen rückwärts gebrauchen.

Die Schilde des XI. und XII. Jahrhunderts sind die ersten die Kennzeichen heraldischer Spuren tragen - die Deutung war noch nicht geregelt, aber mn erkennt bereits die heraldischen Zeichen, bzw. deren erste Spuren.

Schild Heraldik Tafel III

Die Schilde auf Tafel III und Tafel IV liefern den Beweis - sämtliche Schilde sind aus dem XI und XII. Jahrhundert - alle weisen einen unverkennbaren heraldischen Einfluss auf. Die Schilde 3,4 und 5 auf Tafel III sind französischen Ursprungs; 3 und 5 haben die sogenannte normannische Form (oben rund und unten ganz schmal oder spitz auslaufend) während 4 sich bereits der Dreiecksform, bis auf die abgeschnittenen Ecken, der folgenden Jahrhunderte annähert.

Heraldik Schild Tafel IV

Die Schilde 3 und 4 auf Tafel IV haben ebenfalls normannische Form. Auf den meisten Schilden findet man bereits heraldische Figuren.

Zur Epoche des XIV. Jahrhunderts sagt v. Hefner-Alteneck dass die Schilde sehr klein sind, mit einem Wappenbilde versehen, bei den Rittern dreieckig, beim Fußvolk rund. -dies stimmt nur bedingt - da es auch viele Schilde des Fußvolkes gibt, die nicht rund waren. Der Dreiecksschild ist die vorherrschende Schildform des XIII. und XIV. Jahrhunderts

Tafel V

Schild 1 ist das Schild Konrad von Thüringens, das nach seinem Tode über seinem Grab aufgehängt wurde. Man sieht auf dem Schild auch das kleine Schild des Deutschherrenordens - Konrad war hessischer Landgraf gewesen und auch Mitglied des Deutschherrenordens. - das Schild des Deutschherrenordens stammt vermutlich aus dem XIV. Jahrhundert, weil es unten abgerundet ist - es kann sein, dass es später dazugemalt wurde. Das Todesjahr Konrad von Thüringes war 1241 - die Schilde sind also später entstanden. Der zweite Schild (Tafel V - 2) findet sich ebenfalls in der Elisabethenkirche in Marburg - und gehört auch zur Familie Konrad von Thüringens.Der kleinere Schild wurde zu Pferde auf dem linken Arm gertragen

Im Mittelalter waren viele Schilde mit Lederplastik beschlagen - dazu wurde Leder in Öl gesotten, im weichen Zustand in Formen gepresst, oder in eine eigene Model geschlagen. Auch die Leinwandplastik war eine übliche Methode um heraldische Bilder zu erstellen - Leinwand wurde in Kreide und Öl getaucht, und danach in Form gebracht - nach dem ERhärten blieb das Bild bestehen, und konnte bemalt werden. Ebenso wurde die sogenannte Stückung, wobei man Formen aus Metall zum Beschlagen der Schilde nahm (Mosaiktechniken kamen ebenfalls zum Einsatz)

Tafel VI

Auf Tafel VI sieht man Dreieckswappen der Periode ab dem XII, XIII Jahrhundert, die plastisch ausgeführt worden waren - die Adler waren Lederprägungen, die Seile dürfen richtige Seile die appliziert worden waren gewesen sein, der Hermelin war richtiger Pelz- dies ist auch die Zeit in der die Verwendung von Pelzen als heraldisches Element erstmals zugeordnet wird. Die Malerei war meist als Temperamalerei ausgeführt. Mit dem Beginn des XV Jahrhunderts nimmt man an dass die plastische Ausführung verschwand und der reinen Bemalung Platz machte. Auch bei den Schildformen gab es Änderungen über die Zeiten - zunächst waren Schilde oben rund und unten Spitz, gegen Ende des XIV Jahrhunderts waren sie dann oben eckig und unten rund.

Schildformen HeraldikBild 1 Wandel der Schildformen von Beginn bis zum Ende des XIV. Jahrhunderts.

In der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts tritt eine weitere Schildform auf, die durch einen Ausschnitt für die Lanze gekennzeichnet sind. Man nennt diese Schilde Tartschen - sie waren sogenannte Renn- oder Stechschilde. Beschreibungen solcher Schilde findet man schon in der Limburger Chronik von 1351 - sie werden Tartschen genannt (nach dem italienischen "Targe, weil das Leder für den Schild vom Rücken der Stiere genommen wurde. Im Ausschnitt des Schildes wurde die Lanze eingelegt - um bei Turnieren eine bessere Führung der Waffe zu erhalten.

Tafel 8

Auf Tafel 8 -1 sieht man die Tartsche des Grafen von Orlamünde nach einem Grabsteine des Zisterzienserklosters Himmelkron in Oberfranken, und kann auf die Mitte des XIV. Jahrhunderts datiert werden. Bild 2 ist ebenfalls aus dieser Zeit. Die Tartsche auf Bild 3 ist aus der ersten Hälfte des XV. Jahhunderts, einem Entwurf eines ritterleichen Hochgrabes dem Kupfertsichkabinett in Dresden entnommen. Die Tartsche auf Bild 4 ist vom Ende des XV. Jahhunderts auf einem Relief des Ritters Georg nahe Georgenschweige zu München zu finden. Tartschen hatten immer heraldisch (vom Träger des Schildes ausgesehen) rechts zu sein - in späteren künsterlischen Ausgestaltungen wurde darauf keine Rücksicht mehr genommen - und "Tartschen" also Einschnitte beliebig - nach künstlerischen Gesichtspunkten angebracht.

Tafel 9

Beispiele für diese künstlerisch angewandten Tartschen findet am auf Tafel 9-1,-2. Fälschlicherweise wurde diese Schildform in der Vergangenheit als "deutsche" Wappenform bezeichnet, was nicht stimmt. Diese Schildform tritt häufig ab dem XVI. Jahrhundert auf. In der Renaissance war es ganz un gar Mode Schilde mit gekerbten ausgebogenen Rändern zu zeichnen. Man verwendete durchschnittene, glatte eingesägte oder aufgewundenen Rollen ebenfalls als Stilelement - mit dem Ende des XIV Jahrhunderts verschwinden die eigentlichen heraldischen Schilde gänzlich, da sie ihren Zweck in der Kriegsführung verloren hatten. Interesannt ist das Wappen 4 dessen Form schon im XI und XII Jahrhundert nachgewiesen wurde - es handelt sich hier nicht um eine Tartsche

Schild in der RenaissanceBild 2

Auf Bild 2 sieht man die reich geschmückten Schilde der Renaissance wir man sie häufit in zeitgenössischen Abbildungen findet.

Die in der Renaissance im Krieg verwendeten Eisenschilde waren meist von sehr einfacher Form, und hatten hin und wieder auch Sehschlitze zum durchsehen oder Schlitze zum durchstecken von Musketen- die schweren Eisenschilde sollten zunächst kugelfest sein, verloren aber ihren Zweck mit wachsender Feuerkraft der Musketen ganz. Heraldisch haben diese Schilde keine Bedeutung mehr erlangt - sie waren reine Zweckgegenstände.

Danach wurden Schilde entsprechend der zeitlichen Mode gestaltet - wir sehen mehr oder minder hochgewölbte Wappenschilde, welche ein verschnörkelter, mit Fruchtzöpfen, Blumengirlanden und Muschelornamenten reich verzierter Rahmen umgibt. Dies prägte sich besonders im XVIII. Jahrhundert aus - siehe Bild 3.

Bild 3

Als weiteres heraldisches Stilelement wurde die Schildteilung eingesetzt, um mehr Elemente in einem Wappenschild unterbringen zu können - oder auch um Zusammenhänge innerhalb von Familien aufzuzeigen. Die Schildteilung wurde auch als reines Gestaltungselement eingesetzt - z.B. Andreaskreuze - geteilte Ränder, usw.

Quelle: Mayer, Carl Ritter von. - Heraldisches A.B.C. Buch

mehr zum Thema Leben heute Hier gehts zurück zur Übersicht der Wappenkunde

Lernen Sie die Bestandteile eines Wappens kennen

mehr zum Thema Leben heute Die Wappenfarben
mehr zum Thema Leben heute Die Wappenzeichen - Die Zeichen eines Wappens - Wappenfiguren
mehr zum Thema Leben heute Der Wappenhelm - Helm auf Wappen
mehr zum Thema Leben heute Wappen - das Kleinod, Helmkleinod
mehr zum Thema Leben heute Das Wappenschild - Schild eines Wappen
mehr zum Thema Leben heute Die Prachtstücke - Das Prachtstück eines Wappens
mehr zum Thema Leben heute Die Helmdecke
mehr zum Thema Leben heute Zurück zur Übersicht Heraldik

Weitere lesenswerte Artikel

über die Bedeutung der Ritterwaffen und deren symbolische Deutung
Die Wappen auf den Fahnen der Zünfte in Prag im Jahre 1351
mehr zum Thema Leben heute Polnische Wappen

mehr zum Thema Leben heute Wappenbücher

 

Helenes Garten - alte Sorten historische Rezepte

 

Das Projekt

Ziel dieser Webseiten ist es eine Materialsammlung zu bieten, die beim Erforschen ihrer Familiengeschichte behilflich ist.