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Zeitschrift des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens

Die Kolonisation der Dörfer Nordmährens

Autor: Dr. Berger

Heft 1 2, Seite 1-69 der »Zeitschrift des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens«, 9. Jahrgang; Brunn 1905.

Auf Grund einer neuerlichen Durchsicht des Cod. dipl. Mor. sammelt der Verfasser alles auf die Kolonisation bezügliche Material, diese mehrmals erörterte Frage nochmals kritisch behandelnd. Der Verfasser kommt so zu neuen, bemerkenswerten Ergebnissen. Die Blütezeit der Kolonisation dauert von der Mitte des XII. Jahrhunderts bis tief ins XIV. Jahrhundert. Materielle Vorteile und rechtliche Sicherung lockten Ackerbauer und Bergleute in Menge herbei. Der Verfasser bespricht zuerst die Lokationsurkunden und den Gang der Kolonisation, dann die Dichte der Ansiedlungen, endlich die Herkunft der Ansiedler. Trotzdem der Titel der ausgezeichneten Arbeit nur von Nordmähren spricht, zieht Berger auch schlesische Ansiedlungen in den Kreis seiner Betrachtung, da Troppau und Jägerndorf damals zu Mähren gehörten. Hier möge das Wichtigste über schlesische Siedlungen aus dem reichen Materiale ausgezogen sein.

Als Begründer von Dörfern erscheinen auch für Schlesien die Olmützer und Breslauer Bischöfe, Ritterorden, Klöster, Landesfürsten und Adelige. Klöster und Bischöfe haben die Lokationsurkunden am besten bewahrt. Darin ist der Vertrag niedergelegt, welchen der Grundherr, der sein Gebiet besiedeln will, mit Erlaubnis des Landesherrn mit einem unternehmenden Manne einer auswanderungslustigen Gegend abschließt. Dafür hat der Lokator wahrscheinlich nach der Besiedlung einen bestimmten Preis zu zahlen. Außer diesem bekommt der Grundherr noch einen ständigen Erbzins (Zehent in natura oder Geld). Der Lokator hat für die Ansiedlung zu sorgen und erhält dafür gewisse Vorrechte und Pflichten, wie letztere auch für die Ansiedler genau umschrieben waren. Solche Lokationsurkunden sind auch für schlesische Dörfer noch vorhanden und betreffen entweder deren Neugründung oder Auffrischung. 1234 besiedelt das Kloster Obrowitz bei Brunn das Dorf Löwitz bei Jägerndorf. 1263 schlichtet Bischof Thomas von Breslau einen Streit zwischen den Erben des Vitico und Sifrid, denen Bischof Lorenz von Breslau um Ziegenhals Güter zur Besiedlung verliehen hatte.

Gegründet wurden damals außer der Stadt Cigenals (Ziegenhals) Langendorf (Longa villa) in Preußisch-Schlesien, Niklasdorf (villa Nicolai), Dürr-Kunzendorf (villa Konradi), Endersdorf (Andree), Ludwigsdorf (villa Ludwigi) in Preußisch-Schlesien, Skorosso (Kohlsdorf?), Lichtenberc (?).

Den Hotzenplotzer Bezirk (mährische Enklave) besiedelte der Olmützer Bischof Bruno von Schaumburg (1245 — 1281). Dessen Dienstmann Helembert von Turm war der Lokator von Liebenthal (Levendal) und Röwersdorf (Renverdestorp). Bischof Bruno war überhaupt der Begründer einer großzügigen Kolonisation in Mähren und Schlesien .

Aus den Urkunden erhalten wir auch Aufschluß über die Namen und Anzahl der zur Zeit der Ausstellung der Urkunden bereits vorhandenen Ortschaften. Unter den Besitzungen des Stiftes Welehrad werden am 18. Dezember 1250 genannt: Jeskendorf (Jäschkowitz), Ekkardisdorf  (Eckersdorf), Hermansdorf (Frei-Hermersdorf), Bratrigsdorff ' Brättersdorf), Mladotsdorf (Mladetzko). Leitersdorf, heute tschechisch, heißt im Beginne des XV. Jahrhunderts Lutoldisdorf, während Stablowitz Stebilsdorf, das deutsche Dorf-Teschen Deschna hieß. »Halten wir dazu, daß auch Stiebrowitz (Stiboricz), Jamnitz (Jamenicz), Sczadie (Zattig, heute deutsch) 1250 bestanden, daß 1270 auch Bohdanowicz (heute Boidensdorf, deutsch) mit Darkowicz und Seiffridistorf (Seifersdorf) genannt werden, so erscheint der Abbruch des Niederen Gesenkes mit dem angrenzenden Teile der Troppauer Bucht so mit Dörfern besetzt wie heute.

„Es mögen die Ortschaften am Plateau so deutsch gewesen sein wie heute, während die am Rande der Bucht befindlichen Schwankungen unterlagen.“

 Das erhellt auch aus einer Urkunde von 1288, wo folgende Dörfer um Bennisch genannt sind: Razow (Raase), Schwarzendorff (?), Sejwetndorff (Seitendorf), Wokendorff (Wockendorf), Milotndorff (Milkendorf), Rabendorf (vermutlich bei Lichten?), wo Bergbau betrieben wurde. Daß zwei Dörfer heute nicht mehr bestehen, ist aus dem Umstande zu erklären, daß die deutsche Bergmannstätigkeit, heute verschwunden, damals eine sehr rege war. Auch Herrlitz ist für diese Zeit bereits genannt (1269).

Weiter im Norden kommen zu den erwähnten deutschen Ansiedlungen (1284) Walteravici (Waldhof?), Geraltici (Gierschdorf), Winovici (Winsdorf), Deutsch-Wette, Byssephswalde (Bischofswalde), Burgravici (Borkendorf), villa Cunati (Groß-Kunzendorf), Supicovici (Saubsdorf), Thomicovici (Domsdorf). 1334 sind genannt Zuckmantel mit Hermanstadt (Oppidum), Arnoldsdorf und der Feste Edelstein. Im Innern des Gebirges sind jedoch neben Freiwaldau nur Thomasdorf und Adelsdorf erwähnt (1284) .

Außer Liebenthal und Röwersdorf hat der Dorfgründer Bischof Bruno in der Hotzenplotzer Gegend nachfolgende Siedlungen angelegt: Peterswalde (Petersdorf bei Hennersdorf), Janestorph (Johannesthal), Henrikestorph (Hennersdorf , Arnoldestorph (Arnsdorf), Bertoldestorph (Bartelsdorf),Batzdorf, Biterne (Pittarn), Pizkerstorph (Peischdorf).

Schon vor Bruno bestanden Wiztogh (Waissak), Paulowiz (Groß- und Klein-), Zadig (Zottig), Deuziz (Maideiberg), Glynik (Glemkau) und Stubendorf. Auch in diesem Teil ist kein neuesDorf hinzugekommen. Von Bruno ist auch Füllstein gegründet worden; 1255 wird Rudolveswalt (Roßwald) und Slawkow (Schlackau) genannt. Das Olmützer Lehensregister aus dem beginnenden XIV. Jahrhundert nennt ein Pilgrimsdorf (Pilgersdorf), femer werden außer den von Bruno angeführten Orten noch genannt Mathesdorf (Matzdorf), Plumleinsdorf (slavisch Plumlin, woraus Blimsdorf in Preußisch-Schlesien wurde) und einige andere von Berger nicht lozierte Orte. Also auch  die Orte an der Reichsgrenze bestehen bereits. Olbersdorf erscheint 1377 als Albrichtesdorf, gleichzeitig mit Heinzendorf; Bürgersdorf wird erst 1398 genannt. Der überwiegend deutsche Charakter dieser Gegend erhellt daraus deutlich.

Ebenso zeigt der Umkreis von Jägerndorf, das schon 1221 seine eigene Pfarre hatte, die heutige Besiedlung: Villa Godescalci (Gotschalksdorf , Gotschdorf) 1281, Schönwiese 1330, Komeise 1259, Mösnig 1300, Weißkirch 1262, Krotendorf, Pickau im Beginne des XIIL Jahrhunderts, Bycow, Sita in districtu oppaviensi 1282, Dubnicye (Taubnitz) 1289. Benesch von Branitz (auf preußischem Boden) überträgt die Kirche von »Branice et Uralen, qui dicitur Lobenstein, Bycow und Dubnicye an das Kloster Hradisch. Aus den Namen erkennt man die nationalen Verhältnisse. Slavische Orte werden von Deutschen besetzt und umgetauft. Brandisdorf (Bransdorf) ist 1377 genannt, auch ein deutscher Ort.

So ist der Ostrand der Sudeten und die Ebene gut erschlossen. Doch herrscht über das Gebiet der Hochsudeten, das Altvalergebirge, das Theßgebiet großes Dunkel. Im Mohratale war in früherer Zeit das slavische Element seßhaft. Spachendorf wird 1224 Lechsdorf genannt, 1283 heißt der Ort Lescowec, auch 1302. Hier hat allmählich und unter Schwankungen das deutsche Element die Oberhand gewonnen. Das Oberdorf von Spachendorf ist bereits deutsch begründet. Den Rautenberg (Rudinberg) betreffend, erscheinen in einer Urkunde von 1283 noch slavische Namen. Auch um Freudenthal ist die Dorfdichte  von heute schon früh erreicht. Zwar erst 1405 erwähnt, tragen die Dörfer das Zeichen  deutscher Besiedlung in dem vielfach vorkommenden „-seifen“. In einer Teilungsurkunde zwischen den herzoglichen Brüdern von Troppau, Johann und Nikolaus, zum Jahre 1405, erscheinen Fraydental (Freudenthal) (schon seit 1213 mit deutschem Rechte ausgestattet), Kuczendorf (Kotzendorf), Stoel (Stohl), Mestendorf (Messendorf), Spillendorf, Foygelseifen (Vogelseifen), Dornseyfen mit dem Smydwerk (Dürrseifen), Aldenwasser (Altwasser), Newederfel (Neudörfel), Lichtenwerden (Lichtewerden?), Ober-Wiltgrube (Ober Wildgrub) , Aldinstal (Altstadt), Dytrichsdorf (Dittersdorf), Marquardesdorf (Markersdorf), Heyneczedorf (?). Ein castrum Engelsperk (Engelsberg) wird schon 1261 genannt. Alles Ansiedlungen um Freudenthal. Einige Orte sind sogar verschwunden (siehe Artikel über versunkene Orte in Schlesien) . Aus dem Gesagten erhellt also, daß vielfach schon zu Ende des XIII. Jahrhunderts die heutige Ortsdichte erreicht ist; die meisten Ortschaften sind sind schon ursprünglich von Deutschen besiedelt, andere sind slavischen Ursprunges und germanisiert.

Im 2. Kapitel bespricht der Verfasser die Herkunft der Ansiedler. Sie waren aus Deutschland. Die Urkunden enthalten leider keine Hinweise darauf. Jedenfalls sind mit Bischof Bruno, der früher Dompropst in Lübeck war, eine Schar niederdeutscher Adeliger ins Land gekommen, darunter Helembert von Turm, der einen Teil des Hotzenplotzer Bezirkes als Lokator besiedelte, wahrscheinlich mit nachgerufenen Niederdeutschen. Gewiß wurde mit Preußisch-Schlesien auch das Jägerndorfer und Troppauer Gebiet aus dem Reiche kolonisiert. Franken sind eingewandert (Frankenhau bei Freiwaldau, Vogelseifen, Dürrseifen, Lauterseifen bei Freudenthal, denn „-seifen“ ist miltelfränkisch), auch Baiern (Bauerwitz, slavisch Bavarow bei Jägerndorf), für Schwaben ist kein Beweis vorbanden. Klarer ist es mit den Sachsen.

Im Gefolge des Herzogs Nikolaus von Troppau (1282) finden wir einen Nikolaus von Schaumburg und Hartmann von Holnstein (Schaumburg; Holstein). Brosdorf bei Wagstadt heißt 1380 Bravantice. 1377 erhielt es Bolek von Bravantic, wohl ein Einwanderer aus Brabant. Es sind zu wenig Anhaltspunkte, um genaues darüber sagen zu können. Die Arbeit des Verfassers ist ungemein verdienstvoll.

Autor: K.K.

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