Sagen und Märchen aus Schlesien

Die Schellenburg


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Trotzig und finster erheben sich auf der Spitze eines sehr steilen und selsigen Bergkegels südöstlich von Jägerndorf die letzten Überreste der Schellenburg. Von ihren inneren Gebäuden ist schon lange nichts mehr vorhanden, nur einige Stein- und Trümmerhaufen, ein halbverfallenes Kellergewölbe, die Grundmauern des ehemaligen Wartturmes und die äußere hohe, starke Ringmauer, die aus der nördlichen Seite noch am unverletztesten ist, sind die Zeugen früheren Glanzes, einstiger Größe. Aus den Kellern führte nach der Volksüberlieferung ein unterirdischer Gang in die Stadt Jägerndorf, ein anderer nach dem Grätzer Schlosse bei Troppau und von hier aus in den nahen Wald, ein dritter nach Branitz. Die Grundmauern der aus Grauwacken aufgebauten Burg stehen auf einer Schichte von Holzkohlen.

Ein Blick von der einsamen Höhe der Ruine herab auf die Landschaft zu ihren Füßen und in die weite, weite Welt lohnt den Ratursreund reichlichst für die aufgewandte Mühe des Bergsteigens. Zu der Zeit freilich, in welcher die Burg erbaut worden, zeigte die Landschaft nicht jene idyllischen Reize von Frieden, Wohlstand und Fruchtbarkeit, welche wir heute bewundern. Es war ein dicht verwachsenes Waldland, das sich unübersehbar nach allen Richtungen ausbreitete und in welchem erst kleine Lichtungen mit wenigen niedrigen Lehm- oder Holzhüttens den Anfang von Dörfern anzeigten. Gleichwohl ist die Gegend schon vor Einführung des Christentums bewohnt und bevölkert gewesen, wass; die Auffindung eines heidnischen Begräbnisplatzes mit irdenen Aschen urnen, Opferschalen usw. in einem Lehmlager in der Nähe des Roten Baues am Fuße des Berges beweist.  In den ältesten Urkunden führt die Felsenfeste den Namen Ezwilin; wie weit ihr Ursprung zurückreicht, darüber lassen sich bloß Vermutungen anstellen. Nach dem Mongoleneinfalle dürfte sie von einem aus dem Geschlechte der Krawake, das zu den angesehensten, reichsten und mächtigsten Adelsfamilien Mährens gehörte, aufgebaut worden sein und den Namen Lobenstein erhalten haben. Schon 1238 werden Heinrich und Thomas urkundlich als Herren von Lobenstein angeführt, 1257 erhält Benesch, Burggraf von Znaim, die Burg Ezwilin zu Lehen vom Böhmenkönige Ottokar, der sie jedoch 1265 einzieht, nachdem Benesch als Verräter hingerichtet worden war; dessen Sohn erscheint als Benesch von Lobenstein in Urkunden aus den Jahren 1281 bis 1289 und von da an gehörte die Burg den Troppauer, später den Jägerndorfer Herzogen. Am 21. April 1377 fällt sie durch einen Teilungstraktat, bei welchem Otto von Lobenstein sich unter den Vertrauensmännern befindet, in das Gebiet des

Herzogs Johann l.; 1380 kommt Peter, 1383 Hanko von Lobenstein vor. 1385 ist Nikolaus lll. Herr der Burg; drückende Geldverlegenheit zwingt ihn, sie an die Herzoge von Oels und Kosel zu verpfänden, von denen sie Herzog Premko 1417 wieder einlöste. 1474 bemächtigte sich König Matthias von Ungarn des Lobensteins, nach dessen Tode Jan von Schellenberg am 3. Oktober 1493 mit dem Herzogtume Jägerndorf samt der Burg Lobenstein belehnt wurde. Sein Sohn Georg von Schellenberg scheint Interesse an ihr gesunden zu haben, da er sie restaurieren ließ, woher die Bezeichnung Schellenburg stammt; ihr älterer Name kam nun außer Gebrauch und in Vergessenheit. Am 15. Mai 1523 verkaufte Georg das Herzogtum Jägerndorf und die Burg an den Markgrafen Georg Ansbach-Brandenburg. Unter den Brandenburgern ist die nur notdürftig hergestellte Schellenburg rasch ihrem Verfalle entgegengegangen. Das Mittelalter war eben vorüber und die neuangebrochene Zeit hatte auch inbezug auf die Wohngebäude einen anderen Geschmack und andere Bedürfnisse. Georg von Brandenburg, der feingebildete Weltmann, der so lange Zeit seines Lebens hindurch in den prachtvollen Königsschlössern von Prag und Ofen sich bewegt und selbst in seiner fränkischen Heimat einen anständigen Hofhalt geführt hatte, konnte selbstverständlich nicht mehr daran denken, als Fürst von Jägerndorf seine Residenz aus der räumlich beschränkten und ihrer Lage wegen höchst unbequemen alten Schellenburg zu nehmen. Er ließ sie darum verfallen und baute sich in der Stadt Jägerndorf an der Stelle des alten Holzbaues seiner Vorgänger 1527 ein neues massives Schloß. Karl Eusebius, Fürst von Liechtenstein, trat als bessernde Hand an die Burg heran und die stolze Feste der Krawake diente vorübergehend einem Jäger zum Wohnsitze. Seitdem aber blieb sie verlassen, allen zerstörenden Einflüssen des Wetters ausgesetzt und unterlag endlich dem Kampfe mit der Zeit, die sie zur heutigen Ruine umschliff. In die Zeit dieses Verfalles gehört auch die Edeltrudsage.

 

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