Dr. Karl Knaflitsch


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Karl Knaflitsch

Dr. Karl Knaflitsch

Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges zog auch der Begründer und erste Schriftleiter der Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte Schlesiens, Dr. Karl KnafIitsch, Direktor des k. k. deutschen Staatsgymnasiums zu Troppau, ins Feld. Zuerst kämpfte er in Russisch-Polen, dann gehörte er zu den heldenmütigen Streitern an der Grenzwacht gegen Hallen, am lsonzo, und zuletzt führte ihn sein Geschick wieder nach dem nördlichen Kriegsschauplatze, wo ihm ein Kopfschuss am 27. Juli 1916 ein jähes schmerzloses Ende brachte. So traf ihn der Tod im stolzen Vorwärtsstürmen, an der Spitze seiner Kompagnie. Und dieser Tod wirkt ergreifend symbolisch in seinem heroischen Aufschwung. Denn wie oft mag selbst, der dazu berufen war, wie selten Einer, die uralte wechselvolle Geschichte der Menschheit der Jugend unseres Volkes vorzutragen, seinen Jungen von der herrlichen Kraft heißen Kampfes um die nationale Freiheit gesprochen haben. Und nun hat ihn selbst das Schicksal in die hehre Reihe jener Helden geführt, die für ihr Vaterland den bitteren herrlichen Tod gestorben sind. Als er das letzte Mal, wenige Wochen vor seinem tragischen Ausgange, in Troppau unter seinen Freunden weilte, lag auf den sonst so weichen, gütigen Zügen des aufrechten Mannes ein fragender, düsterer Ernst, wie ein Grauen dem unabwendbaren Fatum.

Es waren schwere quälende Todesahnungen, ihn erfüllten. Bäumte sich doch altes in ihm auf vor der frühzeitigen, und, wie auch uns in diesem Falle dünkt, unnötigen und sinnlosen Vernichtung da er noch so Vieles zu schaffen und zu sagen hatte, da noch so viel hoffnungsvolle Jugend in ihm lebte! Er klagte nicht, aber es war ein wehes tiefsehnendes Loslösen von der neuen Heimat, als er wiederum, treu seiner Pflicht, hinauszog ins Feld. Lange mag er beim Wegfahren zurückgeblickt haben, zurück auf unsere Stadt, welche sein Liebstes, Weib und Kind, barg. Karl  KnafIitsch war der geborene Historiker, voll tiefer Ehrfurcht vor gesunden Tradition des organisch Gewachsenen, vor dem unerschöpflichen Werte der machtvollen Persönlichkeit im Walten der Geschichte, ihn erfüllte aber auch das feinste Mitempfinden für das geistige und politische Leben der Kultur seiner eigenen Tage und seines Volkes. Daher war es für ein Gebot innerster Gerechtigkeit gegen sich selbst, das Heiligste, was hier an der Grenzwacht haben, hochzuhalten, sein deutsches Volkstum. War er ein Deutschösterreicher im tiefsten und wahrsten Sinne dieses stolzen und tragischen Bewußtseins. Und echt deutsch war auch sein strenges Gerechtigkeitsgefühl als Historiker. In seiner Wissenschaft war er von jener wundervollen, unbeirrbaren und geraden Unabhängigkeit, die jederzeit der Stolz des deutschen Gelehrten gewesen ist. Respekt vor jeder ehrlichen Überzeugung, vor dem wirklichen Können und Wissen zierte ihn. So gab er reichen Gemütes Vertrauen und nahm es wieder in gesegnetem Maße entgegen. Direktor Dr. Knaflitsch ist am 24. Juni 1873 zu Kühnsdorf in Kärnten geboren, besuchte 1883 bis 1801 das k. k. Staatsgymnasium zu Villach und diente 1891/92 als Einjährig-Freiwilliger beim 7. lnf.-Regt. zu Klagenfurt, bei welchem er auch Reserveoffizier wurde.

Im Jahre 1892 bezog er die Wiener Universität, wo er bis 1896 als Schüler von Büdinger (allgemeine Geschichte), Huber (österreichische Geschichte), Minor (Germanistik), sowie von Penecke und Tomascheg (Geographie und Hilfswissenschaften) studierte. Am 31. März 1897 wurde er in Wien zum Doktor der Philosophie promoviert und in den Jahren 1898 und 1899 für das Lehramt an Gymnasien und Realschulen approbiert, worauf er im September 1900 seine definitive Anstellung am Troppauer deutschen Staatsgymnasium erhielt. Im Jahre 1905 verließ er die ihm liebgewordene schlesische Landeshauptstadt, um eine Lehrstelle am 6. Staatsgymnasium zu Wien anzunehmen. Doch kehrte er bereits 1912 als Direktor derselben Anstalt, an der er 5 Jahre so erfolgreich gewirkt hatte, nach Troppau zurück. Schon während seines ersten Aufenthaltes in unserer Stadt begann er sich mit außerordentlichem Eifer historischen Studien über die Geschichte Schlesiens und seiner Landeshauptstadt zu widmen und den Anlaß hierzu verdankte er den eingehenden Forschungen zur historischen Entwicklung des Troppauer Gymnasiums. Im Verlaufe der umfassenden Vorarbeiten hierzu, die sich durchgehends auf archivalisches Material stützten, arbeitete er sich rasch und mit seltenem Fleiße in die schlesische Geschichtsliteratur ein und bei der streng wissenschaftlichen und systematischen Arbeitsweise des Verblichenen, war es nur eine notwendige Folgerung, wenn er den Gedanken einer Zeitschrift für die Geschichte unseres Kronlandes erwog; die zu deren Begründung notwendigen Grundsätze hat er dann meisterhaft formuliert. Im Verein mit einigen anderen Freunden historischer Studien und mit Hilfe des Obmannes Bürgermeister Kudlich gelang es ihm denn auch, beim Ausschuß des Städtischen Museums zu Troppau die Begründung der «Zeitschrift für die Geschichte und Kulturgeschichte Östereichisch-Schlesiens» durchzusetzen, deren Leitung er trotz seiner großen anderweitigen Inanspruchnahme freudig übernahm. Der erste Jahrgang erschien in den Jahren 190516, doch auch, als er in dieser Zeit nach Wien übersiedelt war, hat er die Schriftleitung bis zum Schlusse des vierten Jahrganges beibehalten. Er war jedoch nicht nur ein mustergültiger, selbstloser und fleißiger Herausgeber, sondern er hat auch zu jedem Band zahlreiche, außerordentlich wertvolle und für die Erkenntnis der schlesischen Geschichte wichtige Beiträge geliefert, die auch in späteren Jahren nicht ausblieben, als er sich zu Wien naturgemäß in ganz anderen lnteressenskreisen bewegte. Gerade die späteren Bände V, VI, VII, VIII und IX enthielten aus seiner Feder die wichtigsten und bedeutsamsten Beiträge, die um so schätzenswerter sind, als sie zum größten Teile ganz neue Grundsätze auf dem Gebiete der schlesischen Geschichtsforschung enthielten; sie brachten auch vor allen seine klassischen Abhandlungen über den im Jahre 1820 zu Troppau abgehaltenen Fürstenkongress.

Karl KnafIitsch hat dem ersten Bande der neuen Zeitschrift ein Geleitwort vorangeschickt, welches nach einem Rückblick auf die bisherige schlesische Historiographie mit sicherer Hand und in breiten Zügen das Programm festlegte, welches ihm bei der neuen Gründung vorschwebte. Es hat dabei mit dem klaren Blick, der ihm eigen war, den Rahmen recht weit gesteckt und es so ermöglicht, daß derselbe auch lehrreiche und wertvolle Ausblicke in benachbarte Grenzgebiete der Geschichte gestattet. Was der Verstorbene in dieser Einleitung sowie in verschiedenen anderen Beiträgen prinzipieller Natur, so in den beiden über Österreichisch-schlesische Geschichtsbestrebungen und das historische Zeitschriftenwesen», sowie über die «Neuorganisation des österr. Archivwesens und seine Beziehungen zu Schlesien« niedergelegt hat, ist von allgemeiner - und für - lange Zeit gültiger Bedeutung und vor allen Dingen von besonders beachtenswertem methodologischen Werte. Für jeden, der Karl KnafIitsch näher gekannt hat und der sein reiches, lebendiges Wesen und Können beurteilen konnte, enthalten diese Aufsätze so außerordentlich Vielversprechendes für die Zukunft der schlesischen Geschichtsschreibung, Nachdem aber ein beklagenswertes Geschick es anders gefügt hat, bleibt für uns Lebende die heilige Pflicht sie voll Pietät als sein Testament für unsere Zeitschrift anzusehen. Wie bei allen schöpferischen Menschen war die wissenschaftliche Entwicklung Knaflitsch‘s eine gesetzmäßige und organische und drängte zur kraftvollen Entfaltung. Nicht lange, nachdem sich sein Geist in Schlesien fest - gewurzelt fühlte, entstand hier allgemach und ganz folgerichtig der umfassend und breit angelegte Plan einer Geschichte unserer alten Landeshauptstadt Troppau. In gründlicher und systematischer Arbeit bildete sich bei ihm das Gefüge dieses neuen Planes heraus. Nun ist das, was lebensvolles warmes Sein hätte werden sollen, erstarrt, da den Meister des Werkes ein „dies ater“ in der Mittagshöhe seines Lebens gefällt hat - Have anima candida!

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