Lexikon Dreschgärtner

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Bauern, Häusler, Gärtner

Die schönste Bezeichnung für einen Gärtner, die ich je gefunden habe ist Paradeiser. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß der Gärtner im Paradies arbeitet, eine Paradiesarbeiter, oder Paradeiser ?

In alter Zeit nannte man die Landbesitzer Stellenbesitzer.

Je nach Größe der Stelle unterschied man zwischen Bauern, Gärtnern und Häuslern.

Abhängig von der Art der Robot die zu leisten war gab es dann auch noch Freibauern, Freigärtner und Freihäusler. Diese „Freien“ mussten Robot in Form von Naturalabgaben und Geldabgaben leisten, im Gegensatz dazu standen die Dienstpflichtigen, die Handrobot (Frondienste wie Erntehilfe, Holzmachen, etc…)

durchführen mussten. Dafür waren die Natural und Zinsleistungen zurückgenommen.


Dreschgärtner

Eine besondere Form des Gärtners war der Dreschgärtner. Es handelt sich dabei um einen bäuerlichen „Gehilfen“, der vom Bauern Land bekommen hatte, diese bebauen durfte, und Teile seines Ertrages an den Gutsbesitzer abgab. Manchmal wurde der Dreschgärtner auch als Triturator (Heinichen (Lat.-Lex. 1897 - tritura = dreschen) bezeichnet.

Im Falle erhöhtem Arbeitsaufkommens am Gut (der Hofstelle oder auch Nahrung) hatte er Arbeitsdienst zu leisten, dies für wenig Lohn oder sogar gratis.

Schwerpunkt der Arbeiten war oft das Dreschen des Getreides des Gutsherren den Winter hindurch, daher kommt der Name Dreschgärtner.

Genauer beschreibt die: Johann Georg Krünitz in seiner Encyklopädie, im Jahre 1789

"Die landwirthschaftlichen Beschäftigungen sind sowohl im Ganzen, als in allen ihren Theilen, so mannigfaltig und beschwerlich, daß wir weder solche allein, noch mit unserer Familie und Haus-Genossen zu übersehen und zu bearbeiten vermögend sind, sondern dazu noch fremde Personen männ- und weiblichen Geschlechts, Erwachsene und junge Leute, brauchen müssen, um alles gehörig und zur gesetzten Zeit zu bestellen. -

Wir (hier meint er die Landbesitzer) haben dazu gemeiniglich dreierlei Arten Arbeiter in Schlesien.

1. Ordentliche und auf ein Jahr gemiethete Gesinde und Dienstbothen, welche für gewisses Lohn und Kost uns das ganze Jahr zu Dienste seyn müssen.

2. Gewisse Tagelöhner und Arbeiter, welche man nach dem Tage für ein ordentliches Tage-Lohn miethet, und täglich oder wöchentlich bezahlt.

3. Auf gewisse Nahrungen ausgesetzte Wirthe, welche Dresch- oder Hof-Gärtner (in der Mark aber Kossaten) heißen, und nebst dem Genusse ihrer Häuser, Gärten und Aecker, auch den 8ten, 10 oder 11 Theil von dem eingeärndeten Getreide, und den 20sten Scheffel vom Ausdrusch haben, anbey gewisse Arbeit gratis, andere aber für mäßiges Lohn thun müssen.  

Sie heißen Gärtner, von dem eingezäunten Stücke Feldes oder Garten, den sie gemeiniglich bey ihren Häusern und Wohnungen haben, und werden dadurch von den so genannten Häuslern, welche keinen oder sehr wenig Ackerbau oder Gras-Garten bey ihren Häusern zu haben pflegen, unterschieden. Sie heißen Dresch-Gärtner, weil sie das, für gewissen Antheil eingeärndete Getreide, den Winter hindurch ausdreschen müssen, und sind dadurch von den so genannten Frey-Gärtnern, welche nur gewisse Tage, für ausgesetztes Lohn, oder ohne Lohn, zu Hofe [Anm.: bei der Grundherrschaft] dienen (robothen) und arbeiten müssen, unterschieden. Sie heißen auch Roboth- oder robothsame Gärtner, weil sie, wegen des großen Antheiles, den sie an dem eingeärndeten Getreide haben, das ganze Jahr, theils einfach, theils doppelt, nähmlich der Mann nebst seinem Weibe oder Magd, robothen, und wenn sie nicht selbst arbeiten wollen oder können, auf ihre Kosten einen andern Mann oder Magd tagtäglich in die Arbeit stellen müssen. -

Diese Dresch- oder Hofe-Gärtner, so sehr von andern unterthänigen Wirthen in den Dörfern unterschieden sind, so sehr differiren sie wieder unter sich selbst, und es werden in einem ganzen Fürstenthume und Kreise kaum zwei Oerter seyn, wo solche Dresch-Görtner einerley Nutzungen und Genuß, oder auch einerley Arbeit und andere Schuldigkeiten zu leisten haben. -

Einige Dresch- und Roboth-Gärtner haben viel, andere weniger, und die dritten, außer ihren Gärten, gar keinen Ackerbau im freyen Felde. An einigen Orten wird ihnen nur der von ihrem Vieh gesammelte Dünger auf herrschaftliche Felder geführt, und die erste Frucht davon gelassen. In einer Gegend haben sie den 8ten, sonst den 10, 11 oder 12ten Theil des eingeärndeten Getreides zu ihrem Lohn, und genießen daneben noch den 20, 18 auch 16ten Scheffel des ausgedroschenen Getreides. Nach den Umständen des Ortes können sie 1, 2, auch 3 und mehr Stücke Vieh halten, müssen aber an einigen Orten etwas für die Gräserey (das Heu) zahlen, an andern aber solche über Grenze kaufen. Dahingegen gehen sie an einigen Orten doppelt, und in der Getreyde-Ärnde wohl dreyfach, an andern aber nur einfach, auf die herrschaftliche Arbeit. Sie bekommen entweder gewisses Tage-Lohn, oder ordentliche Kost, oder auch Kost und Lohn zusammen, müssen aber zuweilen gewisse Tage, oder gewisse Arbeiten, gratis und ohne Lohn verrichten. Sie geben nicht nur Geldzinsen von ihren Gründen, sondern müssen auch die Ackerarbeit und die Bestellung ihrer Aecker noch besonders der Herrschaft bezahlen, dabey auch für geringes Lohn, oder gar umsonst, gewisse Stücke Flachs oder Werk . An einigen Orten haben sie freyes Holz, oder doch die Freyheit, solches in den herrschaftlichen Wäldern zu lesen und zu sammeln; anderwärts hingegen müssen sie solches kaufen, und auch die herrschaftlichen Fuhren, die ihnen solches anführen, bezahlen. -

Wie die Einkünfte eines Dreschgärtners aussahen sei an folgendem Beispiel veranschaulicht

Aus der Fläche von einem Morgen Ackerlang erzielte der Dreschgärtner mit

Gerste, Hafer und Roggen 11 Reichsthaler,
Stroh für 6 Reichsthaler
Obst und Gemüse für 2 Reichsthaler ernten.
Wenn er zwei Kühe und Hühner hatte brachte das 6 Reichsthaler
Jährlich ergaben sich so etwa 25 Reichsthaler Einnahmen aus Grund und Boden, den er bebauen bzw. nutzen durfte.

Der Lohn für das Dreschen des Getreides des Gutsherren betrug 14 Reichsthaler,
Für das Heu machen bekam er 6 Reichsthaler,
auch seine Frau musste am Gut arbeiten, und verdiente an diesen sogenannten Weibertagen 3 Reichsthaler.
Für die Lohnarbeit bekam er also etwa 23 Reichsthaler.

Zusätzlich bekam der Dreschgärtner einen gewissen Anteil am Getreide des Gutes mit folgenden Gegenwerten
Stroh 14 Reichsthaler
Roggenanteils 12 Reichsthaler
Weizendeputat 8 Reichsthaler
Gersteanteils 4 Reichsthaler
Haferanteils 5 Reichsthaler
Erbsen  1 Reichsthaler
Somit hatte das Deputat einen Gegenwert von 44 Reichsthaler.

In Summe ergeben sich so aus Eigenanbau, Arbeit für den Gutsherren, und Deputatgegenwert etwa 93 Reichsthaler.

Soviel zur Einnahmenseite, Ausgaben gab es aber auch:

Grundzins 2 Reichsthaler
Lohn für Knecht oder Magd 20 Reichsthaler
Holz 3 Reichsthaler
Salz 1 Reichsthaler

In Summe mindestens 26 Reichsthaler, d.h. es blieben unterm Strich 67 Reichsthaler, die für notwendige Anschaffungen, etc. übrig blieben.

Typische Ausgaben im 18 Jahrhundert

Stiefel 2 Reichsthaler 10 Silbergroschen
Schuhe 1 Reichsthaler
Kinderschuhe 10 Silbergroschen
Ein warmer Schaffspelzmantel 3 Reichsthaler 10 Silbergroschen
Schulgeld für die Kinder 1 Reichsthaler 20 Silbergroschen pro Kind.

Ein Reichsthaler entsprach 30 Silbergroschen, ein Silbergroschen hatte 10 Pfennige.

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