Lexikon Die Kaufkraft historischer Währungen


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Historische Währungen in Österreich und Ihre Kaufkraft

Will man Werte von Waren, und Dienstleistungen aus der Vergangenheit in die Gegenwart übertragen, so stößt man neben der unterschiedlichen Benennung von Währungen, und den damit verbundenen starren Umrechnungsfaktoren, auf den Umstand, dass früher oft mehr als heute Waren mit stark schwankenden Preisen verbunden waren. Gute Beispiele dafür findet man in der Kategorie Lebensmittel. Hier schlugen sich Missernten, da sie nicht durch den globalisierten Handel wie heute ausgeglichen werden konnten, sofort auf den Preis des Produktes nieder. Besonders betroffen war hier Getreide und Gemüse, indirekt betroffen die Fleischpreise, die mit dem Mangel an Getreide und Gemüse aufgrund der erhöhten Nachfrage ebenfalls mit stiegen. Verdopplungen des Preises innerhalb von einem Jahr war keine Seltenheit. Mißernten hatten neben der Preisauswirkung oft auch politische Auswirkungen, so entstand aufgrund der Missernten von 1846 und 1847 eine große Hungersnot, die zur Revolution 1848 führte. Zusätzlich zu diesen extremen Preisschwankungen kommt auch noch die kleinere saisonale Preisschwankung.

Wie schon erwähnt war die Welt noch nicht so globalisiert wie heute, um 1840 entstanden die ersten Eisenbahnen, so im Jahre

1845 die Strecke Wien-Brünn-Prerau-Olmütz-Prag
1846 die Strecke Wien-Krakau
1854 die Strecke Wien-Graz
1858 die Verbindung Wien-Linz
1859 die Verbindung Wien-Triest
1860 die Strecke Wien-Salzburg
1861 Wien-Passau
1867 Innsbruck-Bozen über den Brenner
1872 Wien-Prag-Eger

Dies führte dazu, dass die Preise regional sehr stark, abhängig von den lokalen Möglichkeiten und Bedingungen, schwankten. Wie auch immer Abschätzungen sollten trotz aller Unschärfe zulässig sein. In Schlesien gab es den weit verbreiteten Berufsstand der Weber. Weberfamilien verdienten im Allgemeinen sehr wenig, und standen tendenziell an unterer Stelle der Einkommenspyramide.

Im Mittel verdienten Weber etwa 44 Gulden pro Jahr.
10 Gulden jährlich war eine übliche Wohnungsmiete, für Lichtquellen (meist Petroleum oder Talglichter) waren 6 Gulden einzurechnen, Kerzen stellten einen Luxus dar, den man sich nicht leisten konnte. Kleidung kostete bis zu 17 Gulden für eine Familie. Brennstoffe zum Heizen, Holz oder Kohle (diese stand erst zur Verfügung, als sie mit der Eisenbahn transportiert werden konnte) kosteten etwa 5 Gulden. Gemeinkosten im Haushalt, z.B. für Küchenbedarf.

Ein gutes Bild der Einkommensverhältnisse in Böhmen im Jahre 1851 liefert folgender Vergleich zwischen Prag und seinem Umland

Prag

Umland Prag

Pardubitz

Fabrikarbeiter

40 Kreuzer

36 Kreuzer

30 Kreuzer

andere Arbeiter

26 Kreuzer

20 Kreuzer

18 Kreuzer

Frauen

20 Kreuzer

16 Kreuzer

14 Kreuzer

Kinder

12 Kreuzer

10 Kreuzer

7 Kreuzer

Handlungsgehilfen

36 Kreuzer

20 Kreuzer

20 Kreuzer

Literaturtipps:
Geschichte Österreichs von Görlich-Romanik, Tyrolia-Verlag, 1976, ISBN 3-7022-1247-7

Löhne und Jahresdurchschnittspreise im Jahre 1890

Währung in Gulden

Taglohn

Weizen pro hl
(75 kg)

Roggen pro hl
(75 kg)

Kartoffeln pro hl
(75 kg)

Rindfleisch pro kg

Wien:

1,3

7,05

6,01

2,63

0,65

Prag:

1,0

6,97

6,46

1,58

0,61

Brünn:

0,75

6,9

6,29

2,14

0,58

Troppau:

0,7

7,73

6,02

0,88

0,58

Lemberg:

0,7

5,77

4,42

1,3

0,54

Czernowitz:

0,6

7,83

6,03

2,18

0,47

Laibach:

0,8

6,68

5,92

2,6

0,5

Literaturtipp:
Kurze Geschichte Österreichs von Eva Priester, Globus-Verlag, 1949

1571 ist 1 Gulden = 36 Groschen und 1 Groschen = 12 Heller (z.B. in Jägerndorf)

Bis 1857 war ein Gulden das Gleiche wie 60 Kreuzer, von 1857 - 1892 entsprach ein Gulden 100 Kreuzern. Das Geld der Österreichischen Erblande bzw. des Kaisertums Österreich entwicklete sich wie folgt:
1753-1858 gab es die Konventionswährung (Abkürzung war C.M , fl. bedeutet Gulden; kr. meint den Kreuzer) 1 Taler = 2 Gulden (fl.C.M.) = 120 Kreuzer
1 Groschen = 3 Kreuzer
Hingegen findet man kop. und zl. findet in alten böhmischen Verträgen:
kop. bedeutet "Schock Groschen" und war etwa 20 bis 40 "gute" Prager Groschen wdert. zl. steht für Gulden und stand für 36 Groschen als Sammelbegriff

im Kronland Böhmen benutzte man das Gröschl
Böhmen: 1 Gröschl = ¾ Kreuzer

um 1600 kostete:
1 Pferd = 30 alte Schock Groschen,
eine Gans = 3 Groschen,
20 Eier = 2 1/2 Groschen,
1 Huhn = 1 Groschen.
1 Kuh = 40 Gulden

1620 verdiente ein Arzt z.B. 100 Gulden im Jahr, eine Magd hingegen 6 Gulden. Der Monatssold eines Soldaten betrug 1 Gulden, der eines Korporals 5 Gulden,15 Groschen.

in den Vorlanden waren 10 Kreuzer C.M. mehr wert, und zwar 12 Kreuzer erbländisch

Bei den Goldmünzen gab es
1 Dukat dieser entsprach 4 fl.C.M. (Gulden) und 30 Kreuzer (wenn man den amtlicher Kurs 1786-1858 voraussetzt)

Auch Papiergeld gab es, und zwar die zwischen 1762 und 1811 gebräuchlichen Wiener Stadt-Banco-Zettel (fl. B.Z.). Der Umrechnungskurs des Papiergeldes schwankte wie folgt :
1796 1 Gulden = 1 B.Z.
1800 1 Gulden = 1,15 B.Z..
1805 1 Gulden = 1,35 B.Z.
1810 1 Gulden = 4,92 B.Z.
1811 1 Gulden = bis zu 10,94 B.Z.

Im Jahre 1811 wurde der Wiener Stadtbankzettel von der Wiener Währung (W.W.) abgelöst.

nun war damals etwa
1 Gulden W.W.= 5 fl.B.Z

30 Kreuzer B.Z.-Teilungsmünzen entsprachen 6 Kreuzer W.W.
15 Kreuzer B.Z.-Teilungsmünzen entsprachen 3 Kreuzer W.W

auch hier änderte sich der Kurs:

1811 1 fl.C.M. entsprachen 2,19 fl.W.W.
1813 1 fl.C.M. entsprachen 1,59 fl.W.W.
1815 1 fl.C.M. entsprachen 3,51 fl.W.W.
1816 1 fl.C.M. entsprachen 3,27 fl.W.W.
1819 1 fl.C.M. entsprachen 2,49 fl.W.W.

1816 kehrte man zur „alten“ Konventionswährung zürück
1 fl.C.M. war nun 2,5 fl.W.W. das entsprach 12,5 fl.B.Z. einen festen Kurs gab es erst ab 1820 nun waren 3 Kreuzer W.W. das gleiche wie 3/5 Kreuzer C.M.

um 1800 kostete:
1 Pfund Rind- oder Schweinefleisch etwa 3 Groschen
1 Pfund Schaf- oder Kalbsfleisch etwa 2 Groschen

Handwerksmeister erhalten zwischen 100 (Schuster) und 300 (Bäcker) Talern jährlich. Gesellen 40 bis 60 Taler, Dienstboten unter 80 Taler

Quellenangaben:
Kurze Geschichte Österreichs von Eva Priester, Globus-Verlag, 1949
Geschichte Österreichs von Görlich-Romanik, Tyrolia-Verlag, 1976, ISBN 3-7022-1247-7

Danke an Günter Ofner - Wien für die Mitarbeit auf dieser Seite

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