Biographien Schlesier Moritz Jursitzky


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Moritz Jursitzky war ein im Kronland Schlesien geborener altösterreichischer Schriftsteller, der neben sozialkritischen Veröffentlichungen auch Humoresken und Theaterstücke schrieb.- er feierte nach langen Entbehrungen gegen Ende seiner Schaffenszeit Erfolge in Schlesien und Wien, und wurde auch als schlesischer Volksschriftsteller bezeichnet.

Moritz Jursitzky wurde am 27. Jänner 1881 in Engelsbgerg in Schlesien geboren. Er besuchte sechs Jahre die Volksschule seiner Vaterstadt.

Als Sohn armer Webersleute – von vier Kindern das jüngste, noch dazu schwerhörig, mußte er wider Willen im Alter von 12 Jahren die Leinenweberei erlernen. 19 Jahre alt begann er seine dichterischen Versuche, indem er seiner Mutter die Grabschrift dichtete. Er versuchte sich verschiender Art weiter und sah sich, 24 Jahre alt, in der Zeitung „Silesia“ in Teschen zum ersten mal gedruckt.

Durch die dabei zu Tage tretende Begabung kam er von der Weberei los und wurde Kontorpraktikant, sodann Kontorist für Textilindustrie in Wien. Um besseres Fortkommen bemüht, besuchte er ab dem Alte von 28 Jahren zwei Jahrgänge der k.k. Webschule in Mährisch Schöneberg, wurde Manufakturzeichner, kam wieder nach wien und ging wieder ins Kontor zurück. Doch bei der Weberei war auf keinen grünen Zweig zu kommen. Zufällig glückte es ihm, umzusatteln. Er besuchte auf Kosten eines hohen fürstlichen Gönners eine landwirtschaftliche Lehranstalt in Stettin, der Haupstadt Pommerns und kam sodann als Buchhaltungsgehilfe auf da Gut Naborowice in Posen. Der polnischen Sprache nicht mächtig kehrte er wieder nach Österreich zurück, wurde Rentbuchhalter auf der Herrschaft Markenstein bei Vöslau, wo er nach siebenjährigen Dienst wegen dem Verkauf der Herrschaft seine Stellung verlor. Danach betätigte sich Moritz Jursitzky als freier Schriftsteller.

Schriften: Gedichte, Lieder und kleine Erzählungen erschienen in verschiedenen Blättern, Zeitschriften und Kalendern, wovon vieles, da er es nicht ernst nahm für immer verwehte, doch ein großer Teil in einem Band, betitelt:“Buch des Frohsinns“, vereint wurde. Weiters erschienen Beiträge aus seiner Feder im „Dichter- und Künstlerbuch“ von  H. Mortinelli, Berlin, im „Deutschen Parnaß“ in Wort und Bild von J.Kitir und K.M.Klob in Wien, Ferner in den Mundartwerken vom Studienrat Friedrich Schön in Phritz, Üommern und Prof Karl Maher in Asch, Böhmen.

Seine Lebensgeschichte verarbeitete Moritz Jursitzky im Buch „Auf steiler Dornenbahn“

Weitere Werke sind der Textilroman „Des Hauses Dämon“, der Roman „Der Bastard“, „Der Förster und sein Kind“, „Elternsünden“, „Therese Krones zu ihrem 100. Todestag.“ Weiters die Theaterstücke „Hoch`naus“, erschienen im Verlag W.Krommer in Freudenthal und die Fortsetzung dieses Stückes „Des Goldes Fluch“, das Stück „Sonnwend“ und das Weihnachtsstück „Goldene Nüsse“.

Zu seinen Werken zählen auch die Volksstücke: „Die Altvaterwirtin“, „Liebeserwachen“, „Elternsünden“, „Der Förster und sein Kind“, „Johannestrieb“, „Der Kampf um den Mann, „Der Haupttreffer“.

Alle diese Stücke wurden ab 1926 mit durchschlagendem Erfolg auf der Schlesischen Bühne in Wien aufgeführt, ebenso wie in Schlesien. Jursitzky besaß trotz seiner schwierigen Lebensumstände Humor, und wußte das den Menschen zu vermitteln.

Das Stück“ O Junggesellenherrlichkeit“ ist ein flottes Lustspiel, das als Operette vertont werden sollte. Als Operetten waren geplant:“Die Zirkusfee“, und das musikalische Schauspiel: „zur Ehre der Musikstadt Wien“.

Auch schrieb er das Buch „Das hungernde Wien im Weltkriege“, ebenso eine Antologie vieler Kriegspoesien: „Des Weltkriegs deutsche Dichterrunde“. Seine ersten dramatischen Versuche, über dreißig Stück, überlieferte er während des Krieges dem Feuer, sich damit tröstend, daß, wer einmal mit Lorbeer heizen will, vorerst mit Stücken heizen lernen muß.

Leseproben

Ein sozialkritisches Stück

Protektion

Es gibt in diesen ird‘schem Jammertale
Der Mängel viel, der Menschheit zum Verdruß;
Wodurch des öfteren schwankt die Lebenswoge,
Darum die arme Menschheit leiden muß.
Es handelt sich hier um den Sinn des Wortes,
Nach dem sich Mancher wohl gesehnet schon;
Wodurch sich leichter öffnen alle Pforten,
Dies hehre Wörtchen heißt: Protektion !

Wer diese braucht, nicht hat, dem nützt kein Streben,
Er noch so reich an Weisheit und an Geist;
Er noch so ehrlich schreitet durch das Leben,
Nur Gottvertrau‘n ihm Mut und Kraft verheißt.
So ausgerüstet klopft er an die Pforte
Allhier, alldort und sucht Condition;
Man zuckt die Achsel, wirft dann hin die Worte:
„Ja Mensch hab‘n Sie denn auch Protektion?“

So Mancher, dem das holde Glück beschieden,
Dem die Natur aus ihrem milden Schoß
Entgegenwirft Geld, Stellung Ehr‘ und Würden,
Nur Glück und Dummheit war sein großes Los.
Wenn man ihn fragt, wodurch er so gestiegen
Er wirft sich in die Brust und spricht voll Hohn;
„Freund,- weißt du nicht, daß Geld die Welt regieret,
Erkaufen muß man sich Protektion !“

So geht es oft den Armen dieser Erde,
Vorn Anbeginn bis hin zum Untergang;
Sein Lebenslauf ist eine Leidenskette,
Die das Geschick um dessen Dasein schlang.
Und hat er sich auch endlich was errungen,
So ist es blos ein trügerisch Phantom;
Es wird ihm in der Wiege schon gesungen:
„Die Hauptsach‘ ist und bleibt Protektion!“

Nachtrag:
‘s ist leider wahr, was ich hier niederschreibe,
Von diesem „Soll“ und „Haben“, es ist Brauch;
Denn ohne dies ist nur der Mensch ein Schatten,
Ein Zerrbild seines Ich‘s ein blasser Hauch.
Entfaltet heut‘ ein kühner Geist die Schwingen,
Muß er die Welt verachten, ihren Hohn;
Nur der ist Mensch der flügellahm muß ringen,
Sein Ziel erreicht auch ohn` Protektion.
Moritz Jursitzky


Stücke in schlesischer Mundart - Dialektstücke

Sein Wert für das schlesische Volk ergibt sich auch zum Teil aus dem klaren Bekenntnis zu Mundart - zur Sprache des Volkes. Vor Moritz Jursitzky war es undenkbar gewesen, dass sich ein Autor in Büchern und Zeitungen der Mundart bediente. Er war einer der ersten, die dieses Tabu braachen.

So gespasich.

Ech waß nie, mir ees heit
So eig`n im`s Gemütt,
So wieh und so wohlich
Dorch`s herze mirsch zieht

Drinne pumperts und schleht`s eß
Gonz ondersch wie zufier.-
Ech kumm mer so gespasich,
So gespasich holt vir.

Ech ho`s wohl gehört längst
Doß de Lieb so völl schen,
Uns aufgeht ei`s ond`re,
Wenn zwa sech versteh`n.
Vom Busseln und Garnhon,
Ja, ja so es`s geweß!
Drumm mir heit so gespasisch,
So gespasisch holt es.
Etz waß und versteh ech`s
Wos de Lieb und wos Gleck,
Wos himmelhoch jauchzend
Und de Welt mocht verreckt.

Akkrat so geht mirsch etz:
Kumm mer vir wie nie gescheit;
Mir es holt so gespasich
So gespasich ihr Leit!
Moritz Jursitzky

Der kluge Dackel.

Ei an Gebirgsort käme immer ein Wärtshaus zwa Färschter zusämme. Der ane wär deutschmeisterisch (Anm. Bezug zum Deutschen Orden) und hot Buchner gehaßkn, d'r andere war Liecht'nstaner und hieß Wolf. Die worn anonder spinnegroom.

A jeder hot immer an Dackel met gehot. Buchner hot met sein immer so groß geton und aufgeschnet`n und dar ändere hot secht immer dodreber geargert. Bei dan zwaa Färschtern soß'n gewehnlich immer d'r Borgermast'r, d'r Schullehrer und d'r Hüttnverwolder, die immer ei dan Wärtshaus Stommgäst wor`n.

Und do hots Färschter Buchner amol derzält, wos sei Waldl fir schene Kunststecklen moch'n konn, die ar ehm salber eigelernt hot, wos sein Hund nie glei a onderer nochmocht. Wenn mer do sein Waldl aufwort'n hieß und off de Schnir an Fleischbrock'n legte, do hielt 'r so läng aus, bis mr endlich kommandiert: „Schnapps“ Droff schmeißt d'r Hund 'ne Brock'n hoch ei de Höhzund schnoppt'n dernoch auf.

Die größte Kunst es dos longe ausholden grod währenddam dar appetitliche Fleischlbrock`n off d'r Nos' legt. „Dos wöll wos haß'n!« schloß Buchner.„Nischt ees wor,“ fuhr Färschter Wolf derzwesch, „dos glab ech nie, olls derlog'n und derfund'n.“ „Und jam-,“ mant droff Buchner „sogor jeds Gered' versteht mei Hund.“ „Wos nie noch?“ fuhr d`r ondere auf, „nischt wie Auffschneiderei!“ „Im wos gölt d`Wett?“ frug Buchner. „Im uns`re heitiche Zech!“ „Gutt es`s!“ Färschter Wolf rufft Buchners Waldl off an Schemel und lettn aufwort`n. Dernoch holt`r aus seiner Jagdtosch an Fleischbrock`n rausund legt`n `ne Hund off de Schnir. „Etz nie beocht`n nie droff sahn“ mant`r, „teschkerier ber wos“. Und Färschter Wolf derzöhlt a Langmächtiges und Brates eber allerhond Ding, a holbe Stund long.

Dar Hund met dan Brock`n off d`r Nos`hot immer gewort`t offs Kommando: “Schopp`s!“ – Nischt riehrt sech. Und do derzöhlt Wolf vo an gud`n Kümmel, van sei Weib derham selber harstell`n kon, dan ar sech ein Wold immer gutt schmeck`n lett. Kamm hot d`r Hund dos gehört, schmeißt`r ne Brock`n hoch und schnoppts gescheckt auf.

Droff hon se alle so völl gelocht, und Färschter Buchner soß plamiert do und woßt sech nicht zu mane.“So siehst de`s also“ mannt droff Wolf, „dos a dei Hund nischt ondersch es wie a jedes gewehnliches Hundsviech; im nischt es`r besser. Und jed`s Gereg soll `r a noch verstehen ? Ah wos nie noch ! Lächerlich! `s wärd d`r schunt nischt ebrich blein, ols mein Zech zu bezohl`n. Echtink heit noch völl.“

Färschter Buchner wor gonz dasich. „Ab`r dos konn jo gor nie sein,“ fuhr `r ungehold`n auf, „do hot`s wos!“ Wu wärt denn mei Waldl mech, sein härrn, so plamieren, mir so a Schond mochn! Do hots wos!“ Alle hon se weiter gelocht. Färschter Buchner ober hot long nochgedocht, wos der hämische Wolf all`s derzöhlt hot. Wort fir Wort es a`s durchgäng`n. Und off amol derheitert sech sei Miene. Sei Gesecht wur dimmer länger: immer derstaunter es`r wur`n. „Inne sowos,“ fährt`r, sowos, mei Waldl es jo gor a Tausendsasse!“

„Ja,“ mant `r zu dann ondern im ne Tesch,“ es denn Kümmel nie Schnaps?“ Wos was den so a Hund, ob mer Schnops met an „p“ oder mei zwar „p“ schreibt. Schnops es schnopp`s – verstondn !? Off dos hen es Färschter Wolf quettlegäb worn vir lauter Aerger, hot sech sei Gewehr emgehängt und es vir lauter Boshat fortgonge. Alle honn se drnoch imsomerh gelocht, dos se sech mußt`n ne Bauch hold`n; und Buchner a.

„Ja,ja, so geht's,“ mant `r,“ war zuletzt locht locht am best`n.“

Droff hot`r sech a tichtiches Nochtmohl ogeschofft, Wein, Bier und Schnaps, wos `r ach verträhn kunnt und für sein Waldl erter noch a große fetter Laberworscht, wos olls Färschter Wolf hot bezohl`n miss`n. Zufleiß hot `rsch`n geton. „Gelt och, Waldl,“ sährt`r zun Hund, „ech loß, off dech und du off mech nischt komme, aner hölft`ne onderen aus d`r Patsch.“ Wolf hot sech dreber noch verflucht geargert.

Moritz Jursitzky

Leseproben von Moritz Jursitzky


Hochnaus lesen "Hoch`naus" - Leseprobe

Bei dem Stück "Hoch`naus" handelt es sich um eine Posse in einem Akt, in schlesischer Mundart.
erschienen ist das Werk ca. 1920
Freudenthal
Druck und Verlag von W. Krommer

Dateigröße: 1,7MB
Format:.pdf

Die Förster Zilli lesen "Die Förster Zilli"- Leseprobe

Die "Förster Zilli" ist ein Künstlerroman aus der Vorkriegszeit
Original ca.1920
Romanbeilage der Freudenthaler Zeitung
Verlag:“Freudenthaler Zeitung“
Druck: W. Krommer, Freundethal

Dateigröße: 1,4MB
Format:.pdf

 

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